Autor: Klaus Märkert & Myk Jung
Titel: Tot bist du noch lange nicht, sag mir erst wie alt du bist.
Verlag: Edition Outbird
ISBN: 978-3-948887-10-0
„Tot bist du noch lange nicht, sag mir erst wie alt du bist.“ klingt wie der Kinderreim, den wir damals auf dem Pausenhof fast täglich aufgezählt haben. Und der Titel ist nicht das einzige Elemente an diesem Buch, welches die Zeit zurückzudrehen scheint. Die neue Kurzgeschichtensammlung von Klaus Märkert und Myk Jung spielt mit dem gotisch-grusligen Gefühl, welches früher beim Konsum von «Horror»-Medien verspürt wurde. Die rettende Bettdecke in Griffnähe, die Vorhänge gezogen – doch wer kratzt da an der Tür?
Auf 160 Seiten bieten die beiden Autoren vor allem mehr vom Bekannten. Da kommt ein gewisser Herr Lavkraft zu Ehren, da flattern die Vampire vorbei, da wird mit Voodoo hantiert. Mord, Monster, Missgeschicke – positive und lichtdurchströmte Ausgänge gibt es bei diesen Erzählungen nicht. Die dunklen Seelen und Seiten der Menschen stehen im Zentrum, die wilden Wortkreationen und Einfälle von Klaus Märkert und Myk Jung findet man ungefiltert auf den Seiten. Das sorgt für kuriose Schöpfungen, das lässt gewisse Texte im Nichts verschwinden. Oft will das Beschriebene am Ende wenig Sinn ergeben, wie das reale Leben halt?
Wer sich gerne in der schwarzen Szene umtreibt oder schon länger mit dem Genre der bitter-absurden Literatur beschäftigt, der findet in „Tot bist du noch lange nicht, sag mir erst wie alt du bist.“ genau dies. Dazugehörig natürlich die ironische Art, wie sich Autoren und Szene präsentieren, die holprige Individualität, welche teilweise mit dem Brecheisen ausgeführt wurde. Darüber kann man jauchzen oder genervt den Kopf schütteln, mich persönlich spricht eine solche Erzählweise nicht direkt an. Zu gewollt, zu erhaben auf der humoristischen Position.
Da die Texte allesamt sehr kurz sind und einige Schreib- und Setzfehler nicht behoben wurden, eignet sich der Band vor allem für den kurzen Zwischensnack. Ein Glas Rotwein, ein lecker angebratenes Stück Herz, ein paar Seiten Text. Das verhindert den Überdruss und tarnt die eher gleichförmige Stimmung auf den Seiten.
Wer noch mehr von Klaus Märkert und Myk Jung lesen möchte, der kann sich beispielsweise am älteren Werk „Ich bin dann mal tot“ versuchen.
Text: Michael Bohli