Cold Storage Records / VÖ: 26. September 2021 / Rock, Improvisation
klangklinik.blogspot.com
Text: Michael Bohli
Aus Versehen sind auf dem ersten Album von Klangklinik Songs abgebildet. Wobei es sich keinesfalls um herkömmliche, stromlinienförmige Kompositionen handelt, sondern improvisierte Spiele als Kollektiv, festgehalten und eingekürzt. Seit 2007 spielen diverse Menschen in Basel gemeinsam krautig-experimentelle Rockmusik, 14 Jahre später darf man das Debütwerk in den Händen halten. Bereits 2019 in Bern aufgenommen, finden die neun Stücke nie komplett den Kontakt zum Boden und wabern freigeistig umher.
Während sich Sylvia Doliman und Giovanni Saraceno am Mikrofon abwechselnd um die Worte und wiederholten Sätze kümmern, kreisen um sie diverse Musiker*innen und füllen den Raum mit gemütlich-druckvoller Musik. Klangklinik haben kein definiertes Ziel vor Augen, sie lassen sich durch die Takte treiben. Das spürt man auf der Platte, sind die Stücke nicht nur zufällig in eine gewisse Länge gebracht, sondern leben von Repetitionen und unscharfen Strukturen. Mal elf Minuten, dann wieder knapp vier, der Jam wurde in ein Gefäss gepackt, die krautige Psychedelica darübergestreut.
Das eröffnende «Hobo Style (Ode To Jack & Neal)» macht klar, bei der Klangklinik wird nicht für Schönheit und Ruhm gespielt, sondern, um eine weitere Ebene zu erreichen. Die Gruppe stellt sich gegen die Modeströmungen, findet zugängliche Passagen («Dig Deeper») oder gerät in wolkige Umgebungen. Da denkt man an die Swans («Lee Mellon (Ode To Richard Brautigan)»), da nimmt man die Zeit, um geniesserisch in die Gebilde einzutauchen. Zigarette mit Sportzusatz fakultativ.