Band: Kettcar
Album: Ich vs. Wir
Genre: Alternative Rock / Indie
Label/Vertrieb: Grand Hotel van Cleef
VÖ: 13. Oktober 2017
Webseite: kettcar.net
Wer lange schweigt, hat meistens die wichtigeren Dinge zu sagen als alle, die konstant vor sich hin plappern. Schön also, macht Marcus Wiebusch nach fünf Jahren wieder seinen Mund auf und zeigt den Menschen, wie die Zustände wirklich sind. Kettcar aus Hamburg sind zurück und bringen mit „Ich vs. Wir“ einen treffenden Kommentar zur aktuellen Lage. Wobei es nach der Veröffentlichung der Single „Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)“ für mindestens dieses Jahr keine weiteren Sätze, Takte und Melodien gebraucht hätte. Denn dieses Lied ist nicht nur mitreissend und treffend, sondern der perfekte Kommentar zur aktuellen Flüchtlingsdiskussion.
Man merkt daran: Kettcar waren und sind keine Band, die die Zustände einfach hinnimmt. Das Zusammenleben und die Toleranz sind zu wichtig, um simple Lieder mit hübschen Reimen über die Liebe zu schreiben. So hat sich auch 2017 bei den Indie-Rockern nichts daran geändert, dass hier Texte und Gitarren Gewicht haben und oft tief in die Wunden hineindrücken. Musikalisch wagen die Herren bei „Ich vs. Wir“ keine grosse Veränderungen gegenüber ihren vorherigen Platten, man versucht sich gar wieder an den etwas geradlinigeren Stücken. Aber wenn herrliche Beobachtungen wie „Mannschaftsaufstellung“ oder „Auf den billigen Plätzen“ herauskommen, dann ist man mehr als zufrieden.
Seit 2001 versuchen Kettcar mit ihrer Musik unser Bewusstsein und die Schwachen zu stärken, und mit Überlegungen wie „Wagenburg“ gelingt ihnen auch dies erneut als unglaublich präzise Aufnahme. Auch wenn die Melodien manchmal etwas hinter den politischen Aussagen verschwinden, das Album funktioniert natürlich auch grossartig auf der instrumentalen Seite – aber wirkliche Gänsehaut bereitet einem die intensive Kombination aus Gesang, Aussage und Ausdruck. Deutsch und national? Eher Weltbürger und global, zusammen und extrem berührend.
Tracklist:
1. Ankunftshalle
2. Wagenburg
3. Benzin und Kartoffelchips
4. Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)
5. Die Straßen unseres Viertels
6. Auf den billigen Plätzen
7. Trostbrücke Süd
8. Mannschaftsaufstellung
9. Das Gegenteil der Angst
10. Mit der Stimme eines Irren
11. Den Revolver entsichern
Bandmitglieder:
Marcus Wiebusch – Gesang und Gitarre
Lars Wiebusch – Tasten und Gesang
Reimer Bustorff – Bass und Gesang
Erik Langer – Gitarre und Gesang
Christian Hake – Schlagzeug
Gründung:
2001
Text: Michael Bohli