Refresh Records / VÖ: 10. Juni 2022 / Indie, Country, Folk
keepforcheap.com
Text: Michael Messerli
Laut eigener Aussage spielen Keep for Cheap «Prärie-Rock». Die Band aus Minneapolis, MN, machte mit dem vorab veröffentlichten Song «Segway» denn auch keinen Hehl daraus, welchen Hut sie am liebsten aufhat. Und Hüte haben sie einige im Schrank. Das wird bereits mit dem zweiten Song «The Time» deutlich, der sogleich auch den Höhepunkt von «Bundle» markiert. Das darauffolgende «Hide My Emotion» ist ein fast schon klassischer Country-Song und wer mit diesem Genre nichts am eigenen Hut hat, der braucht besonders im Refrain etwas Überwindung.
Dabei holen die beiden Songwriterinnen Autumn Vagle und Kate Malanaphy einiges aus ihrem originellen Genre raus, auch wenn das tatsächlich nicht immer ganz so originell ist. Das deckt sich mit der EP «Get Along» aus dem Jahr 2019, auf dem der Song «Melancholy» bereits auf den Punkt brachte, was Prärie-Rock im besten Fall sein kann. Die grossartige Single «Losing», die 2021 veröffentlicht wurde und auf dem Album leider fehlt, zeigte, zu was das alles im besten Fall führen kann. Diese Hoffnung kann «Bundle» nicht ganz erfüllen.
Das etwas kurz geratene Debüt von Keep for Cheap funktioniert oft gut genug, damit man dranbleibt – es ist nur sechs Minuten und zwei Songs länger als «Get Along». Das Spiel mit den Hüten bringt es aber auch in dieser Kompaktheit mit sich, dass sich die Stile und Ideen gegenseitig neutralisieren. Und so bleibt der Geschmack eher etwas an den Rändern kleben, schwimmt oben auf der Suppe oder setzt am Boden an.
Stilistisch bewegt sich die fünfköpfige Band in der Nähe einer Lucy Dacus und damit im Dunstkreis der boygenius-Fraktion, die im Moment die Messlatte dafür setzt, was «Bundle» noch nicht ganz erreicht. Das Album erstarkt gegen Ende nochmals mit den letzten drei Songs und vor allem mit «Fish Piss». Ein Ende, das vielversprechend offenlässt, wie es weitergeht. Schlagzeugerin Lydia Williams hingegen hängte den Rock bereits an den Nagel – und lebt jetzt in der Prärie ein Leben als autarke Farmerin.