BMG / VÖ: 19. November / Pop Rock
kflay.com
Text: Michael Bohli
Vom Innenleben geht es in die grosse Welt heraus. Die talentierte und unberechenbare Songwriterin K.Flay ist mit ihrer zweiten, diesjährigen EP zurück und vollendet den Rundumschlag, der im Juni mit «Inside Voices» begonnen wurde. Eklektisch produzierte Popmusik im Jetzt, immer mit frecher Schnauze und unabrückbaren Wahrheiten. «Nothing Can Kill Us» beginnt mit euphorischem Refrain und hart dröhnenden Klangspuren, dieses Mal hat sich der Blickwinkel aber geändert. Die Musikerin betrachtet die Welt und ihr eigenes Wirken darin – zu welchen Veränderungen und Problemen hat sie Verantwortung mitzutragen?
«Outside Voices» klingt trotz diesem gewichtigen Thema keinesfalls schwer und ungeniessbar moralisch. K.Flay packt ihre Lieder immer mit Ideen, Tonspuren und Up-Tempo-Grooves voll. Natürlich, «I’m Afraid Of The Internet» ist so voller besorgten Textzeilen, dass der Refrain das Ruder fast nicht mehr herumreissen kann. Und auch «Maybe There’s A Way» ist fast klassisch geraten, mit romantischen Sounds. Danach wird es, ganz gemäss dem Songtitel, bei «Weirdo» wieder bunter und der Sprung in die Neunzigerjahre funktioniert ohne Verletzungen. Rockgitarren, Verzerrungen, kühle Drums.
Ob scheinbar verrückte Person, sich in der Gesellschaft unsicher fühlend oder mit all den chaotischen Entwicklungen überfordert seiend – «Outside Voices» singt uns allen aus dem Herzen. Mit ihrer Musik und der ehrlichen Darstellung ist K.Flay die Frau der Stunde in der rockigen Popmusik und macht sogar bei einem Epos wie «Caramel And Symphonies» nichts falsch. Wer nach diesen fünf Liedern immer noch zweifelt, der startet die EP von vorne. Auch wenn ungerechte Behandlungen lähmend wirken, uns bringt nichts um.