Everest Records / VÖ: 2. Juni 2017 / Experimental
juliansartorius.ch
Text: Michael Bohli
Wandern – eine Freizeitbeschäftigung, die sich immer wieder gegen alle Faulheit durchsetzen kann und auch junge Menschen durch Täler und über Berge lockt. Die Schweiz bietet mit ihrer abwechslungsreichen Natur aber auch genügend Schönheit, um solche Strapazen zu rechtfertigen. Julian Sartorius wollte bei seinen Spaziergängen von Basel bis Genf aber tiefer greifen und nahm Geräusche, Laute und Lärm unterwegs auf. Auf „Hidden Tracks: Basel – Genève“ präsentiert uns der Schlagzeuger aus Bern nun diese Field Recordings – von ganz neuer Seite.
Denn obwohl das Album auch mit begleitender Wanderkarte erscheint, Julian Sartorius will hiermit nicht einfach die Natur normal abbilden, sondern suchte die versteckten Beats unter den Wiesen und Steinen. Und gefunden hat er einiges, ertönen in den zehn Tracks doch nicht nur Kuhglocken, sondern auch Elektrozäune, Züge, Metallstangen und Tiere. „Hidden Tracks: Basel – Genève“ lädt diese Spuren aber nicht einfach frech und einzeln vor der Haustüre ab, sondern wird zu einem experimentellen Album voller ungeahnter Strukturen.
Natürlich muss man dieser Musik mit Offenheit und Erfindergeist entgegen treten, denn alltäglich und selbsterklärend sind diese Kompositionen auf keinen Fall. Julian Sartorius hat sich Muster und Rhythmen zusammengetrommelt, die aber auch die Landschaft und Erlebnisse einer solchen Wanderung gut wiedergeben. Man versinkt so stark in dieser versteckten Welt, dass der vorbeirauschende Zug am Ende von „Hidden Tracks: Basel – Genève“ schon fast als zu modern ertönt. Hier regiert ganz klar die Schwingung der Natur.