Band: Joanne Pollock
Album: Stranger
Genre: Synthie Pop
Label/Vertrieb: Timesig
VÖ: 16. Juni 2017
Webseite: joannepollock.com
Streng und doch spielerisch, nicht ganz erfassbar, aber doch sich offenlegend – wie sich die kanadische Künstlerin Joanne Pollock auf dem Cover ihres ersten Soloalbums zeigt, so erklingt auch die Musik. Ihr elektronischer Pop ist nämlich keine Aneinanderreihung von tanzbaren Ideen aus dem klanglichen Supermarkt, sondern ein Minenfeld mit Mut zur Lücke. Ein Ort, der Fehltritte zulässt, aber einem den Schweiss trotzdem auf die Stirn treibt.
Und mit dieser wechselnden Wahrnehmung wird auch inhaltlich auf „Stranger“ gespielt. Es geht um die eigene Darstellung durch den Verlust der Komfortzone und das Neuentdecken. Da passt es nur zu gut, dass sich Joanne Pollock von zerstückelten Harmonien, trocken klopfenden Beats und schrägen Synthies begleiten lässt. Ihr mehroktaviger Gesang bietet zwar einen relativ sicheren Halt, der immer wieder aufbrausende Lärm vernichtet aber auch diese Hilfe gern.
Mit „Stranger“ begegnet uns ein Album, dass sich zwar eigentlich dem Pop verschrieben hat, aber die Lieder so clever seziert, dass auch simple Einfälle scharfkantig werden. Man darf manchmal langsam und eng an Joanne Pollock geschmiegt tanzen, sollte aber nie vergessen, dass der klangliche Boden immer wieder neue Unebenheiten produziert. Und somit dringt die Künstlerin dahin vor, wo Austra oder La Roux dann doch nie aufgetaucht sind – inmitten der Dornen und schmerzenden Vorwürfe.
Tracklist:
1. Carnival
2. Melt Myself
3. You Know I Would Do Anything
4. Never Been You
5. Expect Me
6. Stranger
7. Myself Apart
8. Scratching
9. Jealous Mind
10. You’re Gone
Bandmitglieder:
Joanne Pollock – Gesang und Instrumente
Gründung:
2014
Text: Michael Bohli