Fabrique Records / VÖ: 17. Januar 2020 / Ambient
janairmert.com
Text: Michael Bohli
„Stress“ heisst ein Dokumentarfilm von Florian Baron, der sich mit Veteranen und deren Erlebnisse wie Traumas beschäftigt. Eine Konfrontation mit Ängsten und Geistern, ein Wühlen in der Verdrängung. Dies klanglich zu begleiten ist keineswegs einfach, Jana Irmert aus Berlin hat das aber geschafft. „Cusp“ versammelt acht Tracks vom Soundtrack und bietet einen ruhigen Einblick in die Grausamkeiten des Kriegsleben, in die erhoffte Unschuld im Innern der Menschen. Distanz und Nähe zur gleichen Zeit, Nachdenken und Handeln.
„Fog“ und „Them Or Me“ zeigen zu Beginn von „Cusp“, dass sich Jana Irmert als Komponistin zurückhält. Die Ambienttracks bestehen meist aus einem leichten Brummen, aus wenigen Flächen und Andeutungen. Es kann sogar sein, dass man seinen Verstärker ein paar Mal lauter drehen möchte, bis man die Drones wahrnimmt. Weniger Musik als Atmosphäre, weniger versuchter Monolog als stiller Beobachter. Zwischen disharmonischen und wunderschönen Klängen, ohne Figur. „Persevere“ dann mit Akkorden, mit Hoffnungsschimmer.
Die Wirkung von „Cusp“ ist, gerade wenn man mit dem Vorwissen zum Film an die Musik herangeht, eine eher schwere und melancholische, trotzdem endet das Album nicht negativ. „The Road Going Home II“ durchbricht die Wolkendecke, findet den Grund zum Weitermachen. Und es ist dem Talent von Jana Irmert zu verdanken, die bereits mit Künstlern wie Jóhann Jóhannsson gearbeitet hat, dass die düsteren Tracks nie verzweifelt, sondern immer reizvoll wirken.