Staatsakt / VÖ: 23. April 2021 / Alternative, Psychedelic Rock
internationalmusic.band
Text: Michael Bohli
Vom ersten Song an ist „Ententraum“ ein Album voller unwirklicher Bilder, mysteriöser Sätze und dazwischen grätschendem Lärm. Karl Valentin erzählte damals von einem Traum, in dem sich sein menschliches Dasein zu einer Ente wandelte – ähnliches passiert bei International Music. Die Musiker rütteln bei ihrem zweiten Werk an den Grundkonstanten des Lebens und stülpen unserem Alltag eine herrlich surreale Mütze über. Mit Punk, alternativem Rock, psychedelischen Schwaden und reizender Indie-Frisur.
Über eine Stunde lang wird man von den 17 Songs auf „Ententraum“ begleitet, als ob man einen Fuss in das Wunderland gesetzt hätte. International Music morphen für jeden Track in eine neue Position, Garage Rock mit geilem Basslauf („Die Höhle der Vernunft“), nachdenkliches Ausschauhalten („Erosion Korosion“), melodiöse-groovende Verlockung („Zucker“). Das erinnert an Tocotronic, hat aber niemals deren enges Soundkleid an. In alle Richtungen wird ausgeschwenkt, krautig, experimentell und mit viel Witz. Eine Alltagsbeobachtung mit genügend Ironie und spätestens beim „Der Traum der Ente“ mit dadaistischen Elementen.
Es ist viel Musik, die es bei „Ententraum“ zu verarbeiten gilt, lohnenswert ist die Platte immer. International Music toben sich talentiert aus, werden laut und ungestüm („Spiel Bass“) oder bleiben im Lo-Fi-Format („Kopf der Band (Pedros Version)“). Wenn sich herausstellen sollte, dass wir alle nur als Figuren im Kopf einer Ente existieren, dann haben wir zumindest diesen famosen Soundtrack. Musik voller Einflüsse, Dynamik und Ideen – weit weg von den stringenten Schulen gewisser Strömungen Deutschlands.