Band: Inner Trip
Album: Initiate
Label/Vertrieb: Fluttery
Veröffentlichung: 17. September 2012
Website: innertrip.vze.com
Geschrieben von: Dennis Bäsecke
Mit Wot 84 eröffnet Inner Trip seinen musikalischen Kosmos auf Initiate. Die ersten 30 Sekunden bedienen sich nur sehr weniger, dafür vieldeutiger Klänge. Das macht gespannt auf das Album. Dann wird mit Tablas-Rhythmen und orientalisch-duftenden Synthesizern plötzlich eine eindeutige Richtung eingeschlagen. Ätherische Pads und wuchtige Akzente tun das Übrige und wir finden uns in der Welt der gepflegten Esoterik wieder.
Dabei versteht es der im Iran lebende Saman N aber, seine Musik vor der Belanglosigkeit zu bewahren und kann ihre Ernsthaftigkeit bis zum letzten Ton gegen jedes Klischee verteidigen. Immer schwingt auch eine Dramatik, eine „Schattenseite“ mit. Nie herrscht die „Heile Welt“. Feinsinnig inszenierte Abweichungen vom Erwarteten halten die Musik spannend. Die geschmackvolle Distortion in „Reincarnation“, die intonatorisch strudelnden Linien in „The Queen“ oder das rückwärts abgespielten Sounds in „Maya“ und „Consciousness“ wären da beispielhaft zu nennen.
Eine wunderbare Überraschung ist auch der Einsatz der Stimme in „Consciousness“, die zuvor drei Tracks lang geschwiegen hatte. In rauem Tone und, das meine ich ernst, meisterlich kunstvoll mit den Synthies verwoben schmiegt sie sich an die Loops und verschwindet ebenso plötzlich, wie sie aufgetaucht ist.
Der Projektname ist Programm: Überraschend, was für unterschiedliche Welten aus dem Nebel auftauchen gelassen werden, während die Musik ihren kontemplativen Gestus nie preisgibt. Da wehen musikalische Fragmente an uns vorbei; Melodien, wie von einer Melodika gespielt, Stimmfetzen, die an die kraftvolle Brüchigkeit eines Klaus Nomi erinnern mögen, dann auf einmal eine Mandoline und so etwas wie ein hängengebliebenes Mellotron. All solch klanglichen Delikatessen lassen über die teilweise doch sehr traditionellen Akkordfolgen hinweghören, die hier zum Einsatz kommen und das Bild des sonst zeitlos produzierten Albums ein wenig trüben.
Nachdem sich in „Beingness“ abermals die Stimme zu Wort gemeldet hat, rundet Saman N mit der neunminütigen Electro-Phantasie „The Waves Of Infinity“ seinen Opus würdig ab. Streicher, Chöre, östliche Klänge und viel Elektronik laden zu einem vorerst letzten cinematischen Trip ein.
Dezente Anklänge von Reggae über Ambient bis TripHop und anderer Stilen durchziehen das Album und reihen sich ohne störende Nahtstellen an einander. Trotzdem bleibt Inner Trip eine Art intelligente Entspannungsmusik. Wenn ich sie auch pauschal gesehen nicht als ausgesprochen experimentell bezeichnen würde, zeigen sich unter der Lupe die kleinen Experimente, die in ihrer Behutsamkeit und Bescheidenheit bezaubern. Davon könnten sich die meisten Produzenten – vom Death-Metal bis zum Schlager – eine grosse Scheibe abschneiden!
Tracklist:
1. Wot 84
2. Reincarnation
3. Maya
4. Consciousness
5. Deva
6. The Queen
7. Third Eye
8. Beingness
9. The Waves Of Infinity
Bandmitglieder:
Saman N
Gründung:
2011