Czar Of Crickets / VÖ: 6. Mai 2022 / Folk
inezona.ch
Text: Michael Bohli
Tief in der nordamerikanischen Landschaft befindet man sich mit den Klängen auf «A Self-Portrait». Die Sonne steht hoch am Himmel, die weiten Hügelzüge breiten sich in alle Ewigkeit aus, der Wind streift durch die leicht trockene Vegetation. Gitarre, Banjo, Ukulele und diverse Gerätschaften wurden von Inezona für die instrumental gehaltenen Kompositionen verwendet, die Atmosphäre von Arizona in Deutschland heraufbeschworen. Aufgenommen in Binzen, ist die Platte eine intime und sanfte Angelegenheit.
Ohne Wörter und nur mit wenigen Stimmen begleitet, sind die zehn Liedern auf «A Self-Portrait» voller zurückhaltender Schönheit. Inezona, ist sehr geschickt darin, Geschichte und Gefühle mit Melodien und Sounds darzulegen. Mit ihrem neuen Werk lässt die Musikerin, welche zuvor als INEZ mit dem Album «Now» die ferne Welt nach Basel holte, in ihr Inneres blicken und hat Sehnsüchte, Erinnerungen und Hoffnungen in Klänge umgewandelt. Das gelingt mit grosser Selbstsicherheit und hohem Detaillierungsgrad, «My Daily Routine Of Dying» und «Liquide Gold» sind solche Beispiele.
Man fühlt sich in die Welt von hierzulande bekannten Gruppen wie Calexico transportiert, Inezona bleibt mit ihrem Album aber geerdet und zwingt niemandem etwas auf. Lautmalerische Gesänge locken, perkussive Einlagen entzücken, die Verbindung aller Elemente wirkt gross («Dancer In The Desert»). Am Ende bestimmt die elektrische Gitarre das Bild von «6th Of July» und macht endgültig klar, dass «A Self-Portrait» ein vielschichtiger Genuss ist.