Metatron / VÖ: 10. Dezember 2021 / Alternative Pop
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Text: Michael Bohli
Zwar ist das Jahr schon lange vorbei (damals war ich noch nicht einmal auf der Welt), «1984» hat weiterhin Relevanz. Im Gegensatz zum Roman von Orwell beschäftigen sich I’m Not a Blonde unter dem Titel mit dem Queersein in der heutigen Zeit. Der erste Song der EP «Welcome Shadows» ist ein pulsierender und packender Hit voller Popschmiss und dunklen Synthesizern. Chiara Castello und Camilla Benedini haben viele Einflüsse in ihre Musik gepackt und darin eine alternative Herangehensweise ans Genre gefunden. In Mailand beheimatet, lässt dieses Duo Bewegungen und Gedankengänge zusammenkommen.
Die Euphorie ist bei «Welcome Shadows» meist in der zweiten Reihe, bei «White Roses» singen I’m Not a Blonde über den Tod, «Winter Is Not Coming» ist voller Protest und Basslinien aus dem Post-Punk. Hier merkt man, dass die zwei Musikerinnen aus Italien und Amerika den Geist des Punks im Herzen tragen. Dadurch sind die fünf Lieder rau und stellenweisen unberechenbar, die EP bewegt sich immer wieder in eine andere Richtung. Die Beats und Sequenzer bleiben durchgehend wichtig, die Schatten nehmen nie Überhand.
«Circles» ist bereit für die Disco, «Ghost» hingegen könnte auch am Lagerfeuer gehört werden. Vom Ende des Lebens zur vergehenden Liebe, von der Weiblichkeit zum Universum – I’m Not a Blonde spannen mit der Scheibe einen weiten Bogen und wollen diese Lieder bereits in wenigen Wochen mit der EP «This Is Light» ergänzen. Das macht neugierig und froh, 20 Minuten Musik sind echt nicht ausreichend.