Kapitän Platte / VÖ: 13. Mai 2022 / Indie Rock
Facebook
Text: Michael Bohli
Nach vier Veröffentlichungen in EP-Länge darf man den Titel «Aus allen Nähten» mit einem Schmunzeln geniessen. Die neue Platte von Husten ist zehn Stücke lang und dauert mehr als eine halbe Stunde, das erste vollwertige Album ist geboren. Doppelt so viel Material wie bei «Wohin wir drehen» aus dem Jahre 2020 gibt es zu entdecken und erneut ist die Gruppe ein Ausrufezeichen für die Songwriter-Kunst. Ein Überdruss gibt es bei diesem Indie Rock nicht, Moses Schneider, Gisbert zu Knyphausen und der dünne Mann haben so viel Elan wie bei der Gründung 2019.
Vom Pochen und ernsthaft wirkenden Gesang bei «Weit leuchten die Felder», über die Glockenklänge aus dem Keyboard zu «Maria» und dem lustvoll mitsingbaren Refrain von «Manchmal träum ich Träumen» haben Husten einen Berg an Ideen bereit. Das macht viel Freude, der Genuss von «Aus allen Nähten» wird mit jedem Hördurchgang grösser. Und wenn die männliche Darstellung mit dem weiblichen Gastgesang bei «Da sein» durchbrochen wird, ist die Gruppe um ein packendes Highlight reicher. Harmonisch ergänzen sich die Stücke, ohne zu platzen ist das Album mit vielen wunderbaren Sounds gefüllt.
Meist sind die Gitarren im Zentrum von «Aus allen Nähten», Husten wissen aber auch zurückhaltend und elektronisch umrandet zu gefallen. «Jeder zerbricht» ist dieser Moment, «Der hier wird weh tun» ist dafür eine Indie-Hymne, die sofort ins Herz geht. Allgemein: Was an Texten und Melodien aufgefahren wird, macht nicht nur Spass, sondern berührt. Gerne erhalte ich ganz bald ein weiteres Album.