Room40 / VÖ: 15. Oktober 2021 / Ambient, Drone
lawrenceenglish.com
Text: Michael Bohli
Beim Namen Jamie Stewart werde ich sofort hellhörig, gehört seine experimentelle und gefährliche Gruppe Xiu Xiu zu meinen Lieblingen. Da ich sofort an extrovertierte und leicht verrückte Musik denke (siehe beispielsweise «Oh No»), sind die Klänge auf «Material Interstices» unerwartet langsam und fliessend. Die von Lawrence English initiierte Zusammenarbeit unter dem Namen HEXA ist dunkel und bedrohlich, Drone als Überlegungen zu den Veränderungen auf der Welt, dem immer grösser werdenden Chaos.
So farblos wie das Covermotiv sind auch die Sounds auf «Material Interstices», es rauscht, schabt und kratzt. 40 Minuten lang bauen HEXA mit verzerrten und verbogenen Klängen Druck auf, lassen an ein näherkommendes Unwetter denken und dringen tief in die Körper ein. Ob es dein kochendes Blut ist, das im Hintergrund stets lärmt oder der unvermeidliche Untergang der Zivilisation, die Tracks auf der Platte wirken sowieso wie Dämonen. Leicht wogen die Takte hin und her, bei «The Exquisite Crushing Of Atlas» überlagern sich die Frequenzen und werden laut.
Auch wenn gewisse Tracks von HEXA wie auf Sparflamme inszeniert wirken («Detached Pyre»), das unwohle Gefühl begleitet alle acht Stücke von «Material Interstices». Diese Ambient-Kreationen sind keine fröhlichen Zeitgenossen und kombinieren die Fähigkeiten von Lawrence English mit den Schreckensvisionen und der Ehrlichkeit Stewarts. Lieder, die zusammen einen Traum ergeben, der im Hinterkopf bleibt und ohne grosses Aufsehen zu erregen atmosphärisch so manche Platte überragt.