Band: Hermann
Album: Hermann
Genre: Ace-Pop / Mundart
Label: Innerorts Records
VÖ: 16. Juni 2017
Webseite: hrmnn.ch
Ein Album auf Kassette – was oft einen etwas biederen Retro-Geschmack mit sich trägt, das funktioniert beim ersten Album von Hermann perfekt. Denn nicht nur die Verpackung, auch der Inhalt scheint direkt aus einer anderen Zeit transportiert, aus den Jahren, in denen die Musik noch etwas schepperte und unsauber klang. Das Trio aus Luzern hat sich darum auch ganz dem minimalistischen Mundart-Pop mit viel Synthie-Musik verschrieben und lockt zusammen mit wunderbaren Erzählungen in abenteuerliche Welten.
Heimlicher Star des Albums ist ganz klar der Rhythm Ace Fr-1, ein Drumcomputer aus den Sechzigern, der hier Grundgerüste und einfache Takte zum Mitklopfen liefert. Hermann lassen das Gerät tanzen und legen darüber Gitarren- und Bassspuren, die so manche New Wave-Gruppe neidisch machen könnte. Einzelne Töne werden hier geschickt verknüpft und kämpfen gegen die Kälte der Simplizität. Dazu kommen die neugierig machenden Texte von Jonathan Winkler, welche geschickt Aussagen zum sozialpolitischen Geschehen in der Schweiz und märchenhafte Szenerien verbinden.
Hermann wissen über die Gefahren einer solch oft sehr technisch reduzierten Musik, und tappen in keine Falle. Lieder wie „Plakat“ oder „Diktatur“ tragen sogar das Parfüm der Hitparadenstürmer, „Gebore i de USA“ wagt sich eher in die dunklen Ecken zwischen Stammtisch und Proletentum. Man stampft, klatscht und tanzt mit, man legt sich auf die Synthie-Flächen und denkt sich dabei, wie wundervoll es doch ist, dass einem die Schweizer Musikszene immer wieder mit solchen andersartigen Bands überraschen kann. Und „Hermann“ ist eindeutig anders – und immer rüdig gut.
Tracklist:
1. Kellner
2. Plakat
3. Lift
4. Stillstand
5. Am allerlängschte Tag
6. D’Ironie esch verbi
7. Sie luegt üs bös a
8. Gebore i de USA
9. Diktatur
10. Wölf
Bandmitglieder:
Jonathan Winkler – Gesang und Gitarre
Dani Hug – Synthesizer
Hannes Herger – Bass
Gründung:
2015
Text: Michael Bohli