Band: Helvetia
Album: This Devastating Map
Genre: Lo-Fi / Indie
Label: Joyful Noise Recordings
VÖ: 7. August 2020
Webseite: Helvetia bei FB
Damals war sie die Identifikationsfigur der Eidgenossenschaft, heute verweilt sie nur noch auf ein paar Münzen. Mit der hiesigen Sagenfigur hat die Band um Jason Albertini wahrscheinlich wenig zu tun, vielmehr bezieht sich Helvetia wohl auf eine Ortschaft. An mehreren Orten in den USA darf man in so getauften Städten weilen und für „This Devastating Map“ ist eine sonnenreiche und weite Umgebung mehr als passend. Der Psych-Lo-Fi-Pop der Gruppe sehnt sich nach einem Nachmittag voll süssem Nichtstun und Träumereien.
Einzeln aufmuckende Gitarren, entspanntes Tempo, schräge Gesänge und immer wieder Leerstellen: Helvetia verbinden den Slowcore mit Indie und zerklüftetem Rock. Teilweise erinnern Lieder wie „Devastating Map“ an Sandro Perri, „Inverted“ könnte auch von einem staubigen Beck stammen. Bei „Reaktor“ treffen Wilco auf eine ungeordnete Spielweise, das Trio lebt die Ideen ohne strenges Korsett aus. Melodien dürfen ausfransen, Instrumente scheppern und Leitfiguren krumm im Weg stehen. Das funktioniert wunderbar, auch dank den kurz gehaltenen Liedern. «Car Crash» etwa benötigt nur 90 Sekunden.
Solche Formen verhindert ein Überhandnehmen der Exzentrik, ebenso die kontrastierte Songabfolge. Auf kurze und zitternde Ausbrüche folgen Kompositionen mit introvertierter Stimmung („Love Me“), dann wieder gibt es rhythmische Experimente ohne emotionale Bindung („Castle Rock“). Das verlangt ein mehrmaliges Hören, dann offenbart sich das wahre Können von Helvetia. Plötzlich wird „Echo Location“ ein packendes Epos, „3 Boys“ eine rührende Erzählung. Verheerend wirkt dann nichts mehr an dieser Scheibe.
Tracklist:
1. Devastating Map
2. Inverted
3. Reaktor
4. How Does It Feel?
5. Echo Location
6. Car Crash
7. Love Me
8. We Are Reels
9. Castle Rock
10. Those Eyes
11. 3 Boys
12. Long Beach
Bandmitglieder:
Jason Albertini
Steve Gere
Samantha Stidham
Gründung:
2005
Text: Michael Bohli