DAIS Records / VÖ: 10. Dezember 2021 / Industrial
hhelmm.com
Text: Michael Bohli
Rauschen und Pfeifen, die ersten Minuten von «Axis» klingen wie eine Frequenzsuche am alten Radio. Langsam schälen sich Rhythmen und kalte Melodien heraus, die Intensität nimmt zu und der Lärm wächst an. Beats fehlen bei «Para» komplett, HELM gibt sich dem elektronischen Noise hin. Erst mit dem zweiten Stück «Moskito» wird der Industrial mit hämmernden Schlägen erweitert, die Kompressionen und maschinellen Geräusche erinnern an das düstere Treiben von Burial. Das passt gut, ist Luke Younger ein Klangkünstler aus London und bringt die Gefühle und den Druck der Grossstadt in seine Platte.
Seit dem Debütwerk «To An End» ist eine Dekade vergangen, HELM hat sich im elektronischen Gebiet von Industrial umtriebig den Experimenten hingegeben. «Axis» ist in gewisser Weise ein Anknüpfen an den Karrierebeginn und minimalistisch aufgezogen, trotzdem voller aufregender Details. «Repellent» klingt wie das teuflische Innenleben einer KI-Hochburg, das Album wird nur an wenigen Stellen von menschlichen Eigenschaften weichgezeichnet. Gäste wie Alex Turner am Mikrofon oder das Cellospiel von Lucy Railton versinken in den wummernden Klangschichten.
Electronica, Drone und Ambient sind die Wurzeln von «Axis», der Industrial ist unnachgiebig und digital formvollendet. Beim neun Minuten langen Titeltrack wird die zermürbende Wiederholung zur Essenz, «Tower» steigt in die nächtlichen Höhen mit Synthesizerakkorden. Fast möchte man HELM in den Club folgen, wohlwissend, dass man im dunkelsten Untergrund landen wird. Das könnte die Sonne für immer verschlingen, wäre aber keinesfalls der schlechteste Ausgang des Versuchs Menschheit.