Orange Peel Records / VÖ: 11. März 2022 / Indie Rock
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Text: Michael Bohli
Wenn der winterliche Wind durch die Gassen zieht, kann es in Luzern kalt werden. Zwischen Seebecken und Altstadt muss man sich aber niemals vor Permafrost fürchten, immer findet sich ein warmes Plätzchen oder ein sonniger Tag. Mit «The Afterdark» reisen Hanreti weit in den Süden, zum ewigen Eis der Antarktis und den sagenumwobenen Geschichten der Polarforscher:innen. Die Gefahr vor Frostbeulen und Erfrierungen bleibt mit diesem Indie Rock trotzdem aus.
Seit sieben Jahren zeugen Hanreti als Gruppe mit vielseitigen Interessen, der Grundsatz der Indie-Kompositionen wurde mal mit Folk und Singer-Songwriter ergänzt, dann wieder gefühlvoll mit Soul angereichert. Nach dem fruchtig betitelten «Cherries Apples Pineapples and Limes» wird die neue Expedition psychedelisch ergänzt. Krautig treiben die Songs voran, der Synthesizer bildet die trittfesten Untergründe. Ein neues Soundkostüm, das sich die Band freiwillig eng umgewickelt hat und alle acht Lieder auf «The Afterdark» ähnlich wirken lässt.
Unaufgeregt und voller Ehrfurcht vor wahren Geschichten von der Polkappe musizieren Hanreti, ihre Stücke bauen sich langsam auf und agieren in kühlen Umgebungen und weiten Räumen («Diamond Road»). Ruppig und mit herrlichem Basssound das lange «Fade Away», das Doppelpack «Talking Dust – Flooding The Earth» packt rhythmisch und mit dem Gesang, sehnsüchtig verträumt der Schluss mit dem Titelstück. Man kehrt ohne Blessuren in die warme Umgebung zurück, etwas mehr Aufregung und Nervenkitzel hätten unterwegs aber sein dürfen.