Little Jig Records / VÖ: 20. Oktober 2017 / Indie, Folk
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Text: Michael Bohli
Den Aufenthalt tief unter der Wasseroberfläche stelle ich mir bei Weitem nicht so entspannt und locker vor, wie es mir die Musik auf „Deep Sea Dream“ glauben machen will. Hier lasten nicht Abertonnen von Gewicht über unseren Köpfen, sondern leichte Kompositionen und hübsch verschlafene Begegnungen. Mit dem dritten Album hat sich die Luzerner Band Hanreti vollends zu einer Gruppe gemausert, die aus diversen Stilrichtungen ihr herrlich entspanntes und etwas slackerartiges Ding bastelt. Kalifornien, wir kommen.
Lieder wie „Marie“ oder „Songbird“ würden perfekt in die TV-Serie „Flaked“ passen, in der man das mehr oder weniger einfache Leben einer Gemeinschaft in Venice beobachten darf. Und wie auch die Figuren und Episoden dieses Produktes zeigen sich Hanreti auf ihrem Album immer zurückgelehnt, von der Sonne bestrahlt, aber nicht ohne Kanten. Dank vielen Einflüssen, von Indie über Country bis hin zu Folk oder Funk, dürfen Songs wie „The Paper Age“ oder „Poncho“ mit ihrer Eingängigkeit locken und dann die Eigenheiten auspacken. Ob sich die Musiker nun eher an Wilco orientieren oder in der Strandrunde von Jack Johnson landen, es darf sich auch mal um schwere Momente und negative Gefühle drehen.
„Deep Sea Dream“ ist dabei aber nie bemüht oder zu lasch, viel eher kann man sich die Melodien so umbauen, dass sie zu den eigenen Träumen passen. Aus dem Kopf des Künstlers und Multiinstrumentalisten Timo Keller entstanden, sind Hanreti nun aber soweit geformt, dass sie als Band und Formation zielsicher die typische Herangehensweise an solche Indie-Musik umgekrempelt und geschickt neue Wege der Komposition gefunden haben. Und auch wenn sich der Anfang dieser Scheibe zum Teil etwas zieht, die zweite Hälfte entschädigt für alles.