Autor: Rob Halford
Co-Autor: Ian Gittins
Titel: Ich bekenne – Die Autobiografie des Sängers von Judas Priest
Verlag: Heyne Hardcore
ISBN: 978-3-453-27343-6
Übersetzung: Stephan Glietsch und Philip Bradatsch
Parkinson. Andy Warhol in Handschellen. Flucht im voll ausgestatteten, bewaffneten Militärpanzer. Unruhen und Plünderungen. Stelldichein mit Cher, Madonna, Joan Baez und Lady Gaga. Seelenververwandtschaft mit Bon Scott. Fehde mit Iron Maiden.
Die Autobiografie „Ich bekenne“ von Rob Halford, Metal-God (diese Bezeichnung hat das Goldkehlchen rechtlich schützen lassen) und Sänger von Judas Priest in Personalunion, ist gespickt mit vielen kruden und daher verdammt witzigen Anekdoten.
Die schiere Menge macht den 528-Seiten starken Wälzer unterhaltsam und die Lesefreude unerschöpflich. Und weil dem so ist, hier gleich noch eine stattliche Portion Buzz Word, Teaser und Namedropping: Queen von England. Knast-Aufenthalte. Lebenslanges Auftrittsverbot im Madison Square Garden. Jack Nicholson. Überdosis. Modelleisenbahnen. Gerichtsprozesse (u.a. wegen Aufruf zum Selbstmord). Rollerblades. Töff-Verbot durch Axl Rose. „Der etwas andere Ozzy Osbourne“. Hühnersuppe mit Mickey Rourke.
Nicht zuletzt erfährt der Leser, dass Trent Reznor (u.a. Nine Inch Nails) die Haustüre der Manson-Villa als Souvenir gekauft und bei sich im Studio in New Orleans eingebaut hat. Oder dass Judas Priest die Anfrage, beim Top-Gun-Soundtrack mitzumachen, abgeschmettert haben, weil sie dachten, der Film schlüge keine grossen Wellen. Und dass Rob Halford mit einem seiner Nebenprojekte (2wo) in der Schweiz gastierte und dabei ganze 12 (!) Tickets verkaufen konnte.
Rob Halford bietet eine biografische Supershow, die offener nicht sein kann. Seine jahrzehntelang unterdrückte Homosexualität hat ihn, die selbsternannte Pop-Nutte aka der Vorzeige-Homo des Heavy Metal, zum nervlichen Wrack und menschlichen Katastrophengebiet gemacht. Seine Rettung: Das Coming-out.
Dass er auf einen Ghostwriter verzichtet hat, spricht für ihn. Hut ab. Die einzige Schwäche: Teils Passagen sind entweder bar jeder Vernunft übersetzt worden – oder Rob Halford spricht wirklich teils wie ein geistig-verunglückter Ewig-Junggebliebener: „Wann immer sich die Gelegenheit bot, wedelte ich mir einen von der Palme.“
Zum Glück sind solche Stellen eher rar gesät und wie Judas Priest ihre Anfangsgagen bezeichneten, diese verbalen Entgleisungen sind zwar ein Gräuel, aber eben auch schlicht und einfach „vier Fünftel von fünf Achteln von leck mich“. Irrelevant.
Dieses Buch ist also weder Fluch noch rotes Tuch. Nein, es ist zum Kaufen da.
Text: Cyril Schicker