Made Records / VÖ: 15. Februar 2023 / Indie
girlscouttheband.com
Text: Michael Messerli
Wie soll denn bitteschön der Indie-Rock, so wie schon oft prophezeit, sterben, wenn er rund um die Welt immer wieder von jungen Bands neugeboren wird? Ok, zugegeben: Girl Scout aus Schweden sind wohl mehr einfach passiert, als dass es wirklich der Plan war, in die Fussstapfen von irgendetwas zu treten. Vom Jazz der Musikhochschule in Stockholm per Zufall im Indie gelandet und das eigene Songwriting am Entdecken. So in etwa könnte man die EP «Real Life Human Garbage» beschreiben. Eine lose Sammlung von fünf Songs, welche die ersten Schritte einer jungen Band dokumentieren. Nur klingen diese einfach sehr viel besser und kohärenter, als sich diese Beschreibungen lesen.
Der EP gingen bereits Singles voraus, das heisst man konnte in Ruhe mit diesen sonnendurchfluteten Melodien warm werden, die bei «Run Me Over» eine Freundschaftsanfrage an The Beths versenden und bei «Attenborough Beach» eine an Phoebe Bridgers. Am besten aber funktionieren Girl Scout bei «All The Time And Everywhere» und vor allen Dingen in der Betonung der eigenen Schrägheit bzw. während der Beschäftigung mit dem Anderssein: «What if I’m a weirdo?».
Grundsätzlich müsste jede Person ein bisschen schräg sein, wenn mensch in einer so hochindividualisierten Gesellschaft lebt. Tatsache ist aber eher, dass wir uns alle viel ähnlicher sind als verschieden voneinander. Heisst: Dein ganz eigener Spleen ist letztlich ein schönes Alleinstellungsmerkmal. Dieses werden Girl Scout im Spannungsfeld zwischen Eigenständigkeit und dem Wunsch dazuzugehören mit grosser Wahrscheinlichkeit finden.