Lauter / VÖ: 14. Juni 2019 / Hybrid Pop
ginaete.com
Text: Michael Bohli
In Zeiten, in denen sich die Jugend wieder voller Wut und Verlangen auf die Strasse bewegt, in Tagen, in denen man Menschen lieber vor den Grenzen sterben lässt, als ihnen mit dem vorherrschenden Überfluss zu helfen – in denen Momenten muss sich auch die Popmusik neu ausrichten und mutiger gestalten. Bühne frei für die Musikerin Gina Été, eine Künstlerin welche mit Worten und Melodien den Kampf gegen die Ungerechtigkeit aufgenommen hat. Auf ihrer EP „Oak Tree“ zeigt sie sich nicht nur furchtlos, sondern vielschichtig und einfallsreich.
Sechs Lieder und ein Remix bietet „Oak Tree“, eine Scheibe, welche mit „Mauern“ in deutsch dargebotenen Zeilen die Feder zum Schwert macht und Rock mit Pop und viel kratzenden Tönen garniert. Die Gitarren dürfen jaulen, Gina Été ergänzt es mit Wut und Verständnislosigkeit. Aber das ist erst der Anfang, denn ihr Alternative Pop wird nicht nur mit Viola gespielt, sondern weltoffen in vier Sprachen dargeboten. Englisch und Mundart erlauben sich unterschiedliche Facetten – vom schwebenden „Im Rhy“ zum akzentuierten „Hazel’s Hope“ – mit „Appart Vide“ findet das französische Element der Geopolitik seinen Zugang.
Jedes Lied ist anders, jeder Moment in sich eine Welt. Wie in der Realität ist auch auf „Oak Tree“ aber erst die gesammelte Menge die schlussendliche Wahrheit, leicht düster und immer nachdenklich, aber nie verloren oder hoffnungslos. Da tut es gut, ist die Musik von Gina Été kratzig und widerspenstig, lässt simple Rhythmen zerbröseln und findet in Harmonien die scharfen Kanten. Ob nun in Zürich oder San Fransisco, wo die EP aufgenommen wurde, ihre rote Kleidung und ihr persönlicher Ausdruck sprengen Risse in die Betonwände und das festgefahrene Verhalten.