Action Wolf Records / VÖ: 25. Februar 2022 / Alternative Rock
futurekult.com
Text: Michael Bohli
Schaffen wir zuerst das Name-Dropping aus dem Weg, solche Vergleiche sind meist nur für die Rezensenten spannend, den Gruppen tut man damit meist keinen gefallen. Future Kult erinnern mich auf ihrem ersten Album an LCD Soundsystem und BirdPen, eine eklektische Mischung im grossen Bereich der Rockmusik also. Neun Songs, die in einer halben Stunde Indie, Alternative, Disco, Electronica und vieles mehr zusammenbringen, aufregend und organisch.
«Future Kult» hält immer wieder Abgründe und Fallen bereit, die Lieder wechseln ihre Gestalt, die Gruppe lässt aus dem Nichts laute Gitarrenklänge entstehen und schmeisst urplötzlich extrem tanzbare Rhythmen in die Stücke. «Red Sands» reisst mit Ghostpoet-Dringlichkeit alle von den Stühlen, «Beasts With No Name» ist expressiv und geniesst Sprechgesang mit funky Saiten-Akzenten. Die gesamte Welt kann bei Future Kult in jeder Sekunde zu einer Tanzfläche werden, Scham und Zurückhaltung sind keine Begriffe mit Bedeutung mehr.
Erstaunlicherweise ist die Platte keine hedonistische Feier, die Inhalte nehmen die Gegenwart und lassen sie auf die Synthesizer und das Schlagzeug prallen. «Is This War?» kommt praktisch ohne Worte aus, «Hidalgo» nimmt Befürchtungen als Treibstoff, die Nervosität von «Hound In A Storm» wird zum Fundament. Future Kult brechen mit falschen Wertvorstellungen und haben es mit ihrer Rockmusik geschafft, die herrschende Komplexität abzubilden und zu durchdringen. Mit Liedern, die flackern, sich aufbäumen und facettenreich sind.