Crying Bob Records / VÖ: 13. Mai 2022 / Indie Rock, Folk
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Text: Mischa Castiglioni
Man hat es sich gewünscht, man hat es gehofft. Mit ihrem im Mai 2022 erschienenen Album «Don’t Save The Last Dance» finden Friska Viljor sich wieder in muntereren und fröhlicheren Gefilden zurück. Ihr vorangegangenes Album «Broken» war ein düsterer Ausflug, geprägt von Schmerz und der Trauer der Trennung von Joakim Sveningsson und seiner Partnerin.
Es ist nicht so, dass das ganze Leben nur schön ist, das war es noch nie, auch nicht bei Friska Viljor. Die beiden Musiker Joakim Sveningsson und Daniel Johansson fanden sich ja auch – beide frisch getrennt – zur Band zusammen und konnten vieles mit den Songs zu ihrem ersten Album «Bravo!» verarbeiten. Und so ist auch auf dem jetzigen Album nicht alles heile Welt, sondern durchaus geprägt von all den unwirtlichen, düsteren und bedrückenden Szenarien, welche die heutige Zeit so zu bieten hat.
Der opener «My Old Satan» beschäftigt sich mit dem Kampf gegen die inneren Dämonen und wie man es immer wieder schafft, sich alles selbst schönzureden. Nicht ohne den guten Ratschlag am Schluss: «it’s easier to have someone to blame». Friska Viljor erfinden sich auf diesem Album musikalisch nicht neu, sie klingen, wie sie klingen. Immer wieder etwas anders, aber trotzdem unverkennbar. «All These Fears» treibt in gewohnter Manier der früheren Alben, wenn auch ein Hauch melancholischer als auch schon. «My Band» ist fast schon minimalistische Zirkusmusik, das opulente «Inbreeds» erhebt sich aber definitiv zu einem der ganz grossen Songs der Band. Das Stück beginnt nur mit einer Akkustikgitarre und Pfeifen, entwickelt sich im Laufe der 6 Minuten aber zu einem gewaltigen Ende mit Piano, Bläsern, und, und, und.
Das traurige und unscheinbare «Rest» nimmt sich einen Platz im Gedächtnis, ohne dass man es bemerkt. «I Will Hold On» ist ein Popsong durch und durch, mit einigen der Mitsingpassagen, für die man die Truppe so liebt, aber auch den immer wieder so typischen schweren Gedanken in den Lyrics, in welchen alle, denen es nicht so gut geht sich ein wenig suhlen können.
Xylophonklänge erinnern an ein Schlaflied, der Titel «City Light» lässt dann auch die Nacht vermuten. Nicht nur hier, sondern auch in anderen Stücken wie «Look At Now» sind immer wieder spannende und witzige, unterstreichende, aber auch ernsthafte Umsetzungen der Lyrics zur Musik und umgekehrt zu finden.
Es ist Jahre her, aber damals brauchte ich zugegebenermassen etwas Anlauf für Friska Viljor. Ich brauchte die Zeit, vielleicht die Stimmung, den Gemütszustand und auch ein oder zwei der wahnsinnig energetischen Live-Konzerte, um sie lieben zu lernen. Und ein wenig ähnlich ging es mir auch bei diesem Album, das seine Zeit brauchte… aber dann passts: «LaLaLa, Since 2005» (ich zitiere ja nur ein Bandshirt).