Enterprise / VÖ: 25. Februar 2022 / Pop, Chanson
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Text: Michael Bohli
Man hätte sie vergessen, wäre ihr Album «À ta merci» nicht so fantastisch gewesen. 2017 erschienen und erst ein Jahr später bei uns überhaupt vertrieben, strahlte die Platte mit der betörenden Mischung aus Chanson und Synthie Pop. Und jetzt, nach fünf Jahren, ist Fishbach endlich wieder da. «Avec les yeux» heisst die Scheibe und lässt uns alle nicht nur auf die Geschehnisse im Leben der Künstlerin zurückschauen, sondern zieht uns mit der Dichte an Hits auf die Tanzfläche. Niemals dem Hedonismus verfallen, immer mit dem Blick für wahre Gefühle.
Egal ob der Disco-Bass bei «Masque d’or» das Album in Fahrt bringt oder «De l’instinct» mit Rhythmus und filigranen Figuren animiert – im Zentrum steht immer die raue und aufregende Stimme von Fishbach. Um sie drapiert sind das analoge Spiel der Instrumente, die nostalgisch klingenden Synthesizer und die aufleuchtenden Gitarren. Die elf Songs sind in eine hallende Weite gebettet, die Nacht wird bei «Nocturen» erweckt. Die Tasten bilden das Gerüst, die Saiten schneiden sich am Schluss durch das Firmament. Noch besser die grosse Hymne «La foudre»: In diesen Minuten steckt viel Kraft, die Flächen bilden einen festen Boden, der Gesang umfasst die Welt.
Mit dichtem Songwriting und keinen Ausfällen ist «Avec les yeux» mehr als bloss ein weiteres Album von Fishbach, es ist die Bestätigung ihres Talents und gibt allen Lobreden und verliehenen Preisen Recht. Die Musikerin hat sich vom herrschenden Druck nicht unterkriegen lassen, bringt diese Einstellung in ihre Lieder und lässt den französischen Pop-Charme Funken schlagen. Elegant und durchdachte Musik, wie das Coverfoto mit dem bestechenden Blick. Flora Fishbach bezwingt Folk («Quitter la ville»), Europop und Rock, ohne jemals zu Schwitzen.