The Drop / VÖ: 8. November 2024 / Downbeat, Dub, Reggae
Fat Freddy’s Drop
Text: Torsten Sarfert
Kia Ora! Fat Freddy’s dropped again! Das sechste Studio-Album des Aotearoa-Achters nennt sich SLO MO und bietet musikalische Entschleunigung par excellence. Die ikonische Band aus Neuseeland setzt weiterhin auf druckvoll-sanfte Bläsersätze, die allesumschmeichelnde Stimme von Sänger und Gitarrist Joe Dukie und den heilenden Bass von Beatmaker DJ Fitchie, der geradewegs aus den Untiefen des Kermadec-Grabens zu kommen scheint. Fitchie beschreibt Fat Freddy’s Sound darüber hinaus als „afro-rhythmische Soulmusik und eine Erkundung der schwarzen Musik aus Polynesien“. Tatsächlich sucht die Mischung aus Souljazz, Dub, Reggae, Downbeat und Psy-Trance ihresgleichen und bescherte der unbeschwerten Truppe eine internationale, quasi-religiöse Fangemeinde. Im positiven Sinne.
„Open the Door – hit the ground running!“ Zack – gleich ist man schon mit dem Opener „Avengers“ im titelgebenden SLO MO Universum eingetaucht. Feinster Souljazz, viel Luft zum Durchatmen und gegen Ende anschwellende, stark Ethio-Jazz inspirierte Bläsersätze leveln den Puls aufs Angenehmste. Gegen Ende wird noch ordentlich Fahrt aufgenommen, um dann mit dem Titeltrack einen blubbrig-verschleppten Offbeat nachzulegen. Insgesamt über 15 Minuten ziehen sich die beiden ersten Tracks hin und nach den funky Beats, perlenden Keyboardsounds und Handclaps von „Slo Mo“ ist dann die Betriebstemperatur erreicht. Und zwar auf Level „cool“. Zur Belohnung und Energetisierung folgt die erste Single „Next Stop“ und ich wage zu prophezeien, dass diese treibende und lupenreine Reggae-Nummer ein neues Highlight auf den Konzerten der Kiwis werden wird. Spätestens wenn Fat Freddy’s Toastmaster MC Slave in feinstem Soundsystemstyle seinen DJ-Part auspackt, sollte es kein Halten mehr geben. Funkig, federnd, fließend – ein sich sanft vorwärts schiebender Beat und ein Bass, wie die tiefen Wasser des Pazifik.
Bei „Stand Straight“ bleiben alle Beteiligten sowohl maximal stabil als auch immer noch beim Reggae, und kühlen – dezent angedubbt -wieder etwas ab. „Oldemos“ entführt uns nachfolgend in ebenfalls angedubbte, psychedelische Welten, in denen gegen Ende auch wieder die sanften Ethio-Jazz Bläser vorbeischauen. „Out To The Sea“ hätte sich auf einer Downbeat-Session von Kruder & Dorfmeister kongenial eingefügt und wird gefolgt vom instrumentalen „Roland“. Erneut dürfen sich hier die Blasinstrumente und funky keys austoben, diesmal fein garniert mit entrückten, psytrancigen Sounds. Viel Text gibt es auch auf den beiden letzten Tracks nicht mehr zu hören, was aber der kohärenten Gesamtwirkung keinen Abbruch tut. Im Gegenteil. Fast mantra-mässig wird auf „Getting Late“ zum Handeln aufgerufen („We’ve got to do something!“ – wie wahr!), eingebettet in einen trancigen Goa-Groove, der sich – barfuss im Sand tanzend – mit dem letzten Track „I don’t wanna see you“ nochmals in ein housiges Crescendo steigert.
Wie Fat Freddy’s Drop es schaffen, aus diesen sämtlichen musikalischen Strömungen ihren ureigenen Sound zu zaubern, bleibt weiterhin ihr Geheimnis und Alleinstellungsmerkmal. Eine Zutat ihres magischen Gebräus haben sie jedoch bereits im Albumtitel preisgegeben: SLO MO. Bei nur neun Songs mit einer Gesamtspielzeit von einer guten Stunde, hatte man offensichtlich im Studio alle Zeit der Welt und diese optimal genutzt um ein weiteres, ganz besonderes Werk dem eigenen Katalog hinzuzufügen. Frei nach dem Motto: We’ve all got work to do – but do it in slo mo. Tönt gut. In jeder Hinsicht.