Band: Eklipse
Album: A Night In Strings
Label/Vertrieb: Soulfood
Veröffentlichung: 30. März 2012
Website: www.e-k-l-i-p-s-e.com
Geschrieben von: Dennis Bäsecke
Als ich, meines Zeichens „Klassik-Dunkel-Pop-Chamäleon“, Wind von Eklipse bekam, einem Projekt, das Pop-Songs durch die Klang-Welt eines Streichquartettes führt, schlug mein Herz höher – und das nicht wegen der knappen Kostümchen der Mitwirkenden. Dabei habe ich die Textilien doch nicht im ersten Satz erwähnen wollen.
Aber nun zum wichtigsten; der Musik von Eklipse.
Die vier Grazien begrüssen uns mit geheimnisvollen Pizzicati auf „A Night in Strings“. Bald ertönen erste Melodische Linien und wir erkennen den Hurts-Song Wonderful Life, in ungewöhnliches Licht getaucht. Das Arrangement überzeugt vor allem durch seinen synkopierten Groove und den grossen Spannungsaufbau, der durch die dynamischen Möglichkeiten der Streichinstrumente sehr organisch wird und sich schliesslich, durch einen Paukenwirbel vorbereitet, in der Bridge entlädt, in der zum ersten Mal „nur“ gestrichen und damit der volle Streicher-Sound erstmals ausgebreitet wird. Der Song macht Lust auf mehr.
Man mag seinen Ohren kaum trauen, als das nun folgende sphärisch, melancholische Arrangement, welches mit dezenten Synthie-Klängen angereichert ist, sich als In the End von Linkin Park entpuppt. Die Eleganz und Dramatik, in die der Song gekleidet wird, steht ihm ausgezeichnet und offenbart eine bisher nur erahnte Facette dieser Komposition. Wenn man, wie ich, auf dem Standpunkt steht, dass dies der einzig sinnvolle Ansatz ist überhaupt einen Song zu covern, muss man zu dem Schluss kommen, das Eklipse hier ins Schwarze treffen. Das trifft auch auf Cry me a river und Paparazzi zu. Beide entwickeln bei Eklipse eine Kraft, die ihre Cover-Versionen in eine ernsthafte Kunkurrenz zu den Originalen treten lassen.
Entscheidend hierfür ist das ausgewogene Verhältnis der verschiedenen Klangfarben und das sichere Händchen bei der Erschaffung von Grooves (fast) ohne zusätzliche Percussion-Elemente. Es sind meist rhythmisch mehrschichtige Gewebe, bei denen verschiedene Spieltechniken kombiniert werden. Das klingt spannend und spart die Power des gemeinsam gespielten Rhythmus für den Refrain auf. Man spürt die Erfahrung, die die vier Musikerinnen auf ihren Instrumenten besitzen.
In den beiden Film-Musik-Themen, die sich auf dem Album finden, hat das Quartett die Möglichkeit im klassisch orientierten Satz, das Potential ihrer Besetzung in voller Pracht und Vielfarbigkeit zu entfalten.
Das Album spannt einen schönen Bogen. Musik zum Wohlfühlen und Träumen. Die Bearbeitungen entstehen während der Proben durch das Ausprobieren der verschiedenen Ideen, wie ich mir von Viola (Bratsche) und Helena (Cello) erzählen liess. Dadurch sind sie abwechslungsreich und lebendig, vor allem aber ein wirkliches Produkt der gemeinsamen Band-Arbeit.
Die Verwendung des Klang-Panoramas verstehe ich nicht an allen Stellen des Albums. So wandert zu Beginn von Clocks zum Beispiel das prägnante Hauptmotiv relativ flink zischen dem linken und dem rechten Kanal hin und her. Das ist ein bisschen irritierend. Aber ich gewinne den Eindruck, dass dieses Mittel auf dem ganzen Album bewusst eingesetzt ist und zur Dynamik beiträgt. Hier schoss man im Intro einfach ein bisschen übers Ziel hinaus.
Mit eben diesem Clocks schliesst ein weitere „Hit“ das Album ab. Eine sehr ordentliche Arbeit und ein vielversprechendes Debut-Album. Auch die Begeisterung und Freude am Projekt, die ich bei den Musikerinnen erlebt habe, ist ansteckend.
Zum ganz grossen Wurf fehlt mir allerdings doch ein bisschen Innovation. Ich bin durchaus nicht der Meinung, dass Eklipse „eigene Songs“ spielen müssten, um eigenständiger zu sein, wie ich es bei Kollegen gelesen habe. Mir fehlt viel mehr der Mut, bei einem Arrangement auch mal formal in den Song einzugreifen, noch mehr zu experimentieren und vielleicht ein „klassisches Musikdenken“, das über die Besetzung hinausgeht, mit den Pop-Sounds zu fusionieren. Ich denke das Potential dazu ist da, aber mir sind Eklipse, mag es angesichts der Promo-Fotos auch albern klingen, ein bisschen zu brav.
Damit komme ich zu meinem zweiten Kritikpunkt. Die Vermarktungsstrategie! Das klassischen Musikerinnen eine gewisse Sinnlichkeit innewohnt, weiss man. Das hört, sieht und geniesst man gerne. Dass dieser Aspekt zum Projekt-Konzept dazugehört, ist schon klar und auch sehr schön. Aber wenn einem in jedem Bericht, im Booklet und auf der Homepage der Band „SEXY“ und „VERFÜHRERISCH“ ins Gesicht geklatscht werden, lange bevor es um Musik geht, fühlt man(n) sich möglicherweise doch nicht ganz ernstgenommen. Als ob man auf diese Reize erst hingewiesen werden müsste. Dann kippt es schnell und wird billig.
Ich glaube, das haben Eklipse ganz und gar nicht nötig. In ihrer Musikalität und Ausstrahlung liegt genug „Sexyness“, um nicht darauf angewiesen zu sein, sich auf einem Niveau mit Belanglosigkeitsikonen wie Rihanna zu verkaufen. Im Gegensatz zu dieser ist schliesslich bei Eklipse die Musik selbst überzeugend genug! Ich habe die Damen auf der Bühne und im Interview diesbezüglich wesentlich unaufdringlicher und dadurch auch um Längen charmanter erlebt, als es die Promo suggeriert.
Tracklist:
1. Wonderful Life (Original: Hurts)
2. In The End (Original: Linkin Park)
3. New Moon-Theme (Original: OST)
4. Home (Original: Depeche Mode)
5. Cry Me A River (Original: Justin Timberlake)
6. Cloudbusting (Original: Kate Bush)
7. Paparazzi (Original: Lady Gaga)
8. Run (Original: Snow Patrol)
9. Mumbai-Theme (Original: OST “Bombay”)
10. Clocks (Original: Coldplay)
Bandmitglieder:
Miss E. – 1. Violine
Scarlett – 2. Violine
Viola – Viola
Helena – Violoncello
Gründung:
2011