Quiet Love Records / VÖ: 10. Februar 2022 / Ambient, Downtempo
egopusher.com
Text: Michael Bohli
Aufmerksamen Verfolger:innen von Egopusher fiel es bei den letztjährigen Konzerten auf: Die Violine musste stellenweise den Synthesizern weichen. Das Duo aus Zürich hat sich mit «Beyond» den futuristischen Soundtracks zugewandt, den clubtauglichen Tracks mit viel Zugkraft. Dahinter immer die eleganten Flächen und Texturen, mit dem «Ambient Mix Tape» wird der Fokus vollends auf diese Aspekte gelegt. Ohne die unverkennbaren Sounds zu vergessen natürlich.
Der Gedanken an ein Album mit reduziertem Gerüst und entspanntem Tempo war bei Tobias Preisig und Alessandro Giannelli schon lange im Hinterkopf, die Tour-Notbremse durch die Pandemie verhalf diesem Vorhaben zur Geburt. Zu «Ambient Mix Tape» wird nicht getanzt, sondern genüsslich gelauscht. Einzelne Drumpatterns und Geigenmomente mischen sich immer wieder unter die elektronischen Spuren, «Sentinel» ist ein Beispiel. Egopusher bringen ihre klanglichen Markenzeichen perfekt ein, die Entwicklung der Alben wird weitergedacht. Mit «Patrol Rework» wurde ein altbekanntes Stück umgeformt.
Während einer halben Stunde laden Egopusher zu Träumereien ein, voluminös abgemischt und detailreich aufgenommen. Die Reduktion von «Imitation» weckt die Neugier, «Twist» lässt unter die Oberfläche blicken und das Duo wagt sich sanft in Richtung Downtempo oder Neuklassik («Radiation»). «Ambient Mix Tape» ist nicht bloss eine dazwischengeschobene Arbeit, sondern hat der Kreativität mehr Raum verschaffen.