Papercup Records / VÖ: 28. Oktober 2022 / Indie
eesemusic.com
Text: Patricia Leuchtenberger
Debütalben sind immer aufregend: Neben den Stilversierungen und Klanganpassungen sowie der Produktionsqualität kann man währenddessen beobachten, wie ernst sich ein Newcomer und seine Musik nimmt. Ob es ihm gelingt, trotz unumkehrbar wichtiger Etablierung im Business seine Authentizität zu bewahren – oder erst aufzubauen versucht. Sie können ein polarisierendes Image generieren, mit dem der Künstler gegebenenfalls seine ganze Karriere und unabhängig der Reinszenierungen zu hadern hat: Beispiele dafür sind Casper oder auch klassisch Justin Bieber. Mein Punkt ist der – ein Debüt kann relevant und zugleich später missbilligend sein, doch noch viel schlimmer ist es, wenn dieses erste prägende Werk keinerlei Resonanz in der Musiklandschaft zu finden scheint. EESE läuft mit „This All Will Fade“ Gefahr, in ein solches Vakuum zu fallen. Doch lass mich dich von den Kölnern überzeugen!
Seit 2017 ist das Trio, bestehend aus Luca Fleer, Max Rohling und Pablo Borde, ein musikalischer Mikroorganismus auf der Projektionsfläche Deutschlands. Immer mal wieder Singles hier, EP’s da; die Gruppe waberte gelassen („Eese“) auf diversen Bühnen des Landes herum. Wohin sich das ganze Projekt entwickeln sollte, lässt sich erst heute in Retrospektive sagen. Denn EESE stehen für experimentellen, gitarren- und synthlastigen Indie, die neue klangliche Facetten in jede Produktion einfließen lassen. Zuerst ist das eine vorteilhafte Eigenschaft, wandelbar und flexibel diametral zum Zeitgeist zu sein. Das erkannte auch der Produzent Matt Colton, der auch für James Blake, Arctic Monkeys oder Thom Yorke arbeitete und die Gruppe für ihre EP „Into Anything“ ins Boot holte. Doch im Album „This All Will Fade“ vereinen die Jungs, gewohnt in verschroben psychedelischer Ästhetik, in einer halben Stunde ihre ersten Gehversuche, ein ganzheitliches Gebilde zu erschaffen. Es ist zwar kein Meisterwerk, doch profiliert sich mit sprudelnder Experimentierfreude, die dem deutschen Mainstream-Sternenhimmel so systematisch fehlt.