Band: DJ Marcelle / Another Nice Mess
Album: For
Genre: Electro / Punk
Label: Jahmoni
VÖ: 8. Juni 2018
Webseite: anothernicemess.com
Wer kennt sie nicht, DJ Marcelle? Die Klangzauberin aus Holland sorgt nicht nur an Festivals und in Clubs für experimentierfreudige Stunden, sondern auch in der heimischen Sammlung. Mit „For“ gibt es nun eine EP, die sich den Möglichkeiten eines einzelnen Songs hingibt – und diesen während fünf Remixen neu aufbaut. Die vierte Veröffentlichung auf dem Münchner Label Jamohni Music ist also ein Zwitterwesen, das weder Single noch wirkliches Kurzalbum sein kann. Und mit dem Song „Two Walls“ dem im Januar verstorbenen Frontmann von The Fall, Mark E. Smith, ein Denkmal stellt.
Dass sich DJ Marcelle, auch bekannt als Another Nice Mess, also für dieses Stück Stimmensamples von Smith selber und John Peel, einen punkigen Takt und avantgardistische Klangspielereien zusammengebastelt hat, passt perfekt zu der damaligen Lebensweise ihres Vorbildes. Ein Stinkefinger in die Richtung der DJs und Produzenten, die sich hinter glattpolierten Klängen und billigen Strukturen verstecken. Auf „For“ gibt es nahöstliche Harmonien („Dubai Muezzin Dub“), überschlagende Rhythmen („Problematic Dub“) und merkwürdige Perkussion („Studio Door Dub“). Immer mit derselben Basis, lärmig und verrückt.
Weil DJ Marcelle weder ihrer eigenen Musik noch den grossen Erben gegenüber zurückhaltend und ängstlich agiert, funktioniert „For“ somit als Klangreise und –forschung, obwohl die gesamte EP immer wieder dieselben Momente umkrempelt und schräg anbietet. Irgendwo zwischen Electronica, Proto-IDM und Punk-Wurzeln, weit entfernt von den Synthiemomenten auf „Psalm Tree„. Aber trotzdem typisch für die Künstlerin, welche alle Musikrichtungen der Welt als einen einzigen, grossen Organismus betrachtet.
Tracklist:
1. Two Walls
2. Two Walls (Dubai Muezzin Dub)
3. Two Walls (Problematic Dub)
4. Two Walls (Listen! BELP Dub)
5. Two Walls (Studio Door Dub)
6. Two Walls (Emerson, Lake & Palmer Symphony Dub)
Bandmitglieder:
DJ Marcelle
Gründung:
2001
Text: Michael Bohli