Exploding in Sound / VÖ: 16. September 2022 / Alternative, Indie
discodoom.net
Text: Michael Bohli
Acht Jahre auf ein neues Album zu warten kann sehr lange sein. Eventuell vergisst man in der Zwischenzeit sogar, dass eine Gruppe existiert. Disco Doom holen aber alle aus diesem Zustand zurück und lassen es auf «Mt. Surreal» wunderbar klingen. Gitarrenmusik, Alternative Rock, Indie und Lo-Fi zusammen, mit Anita Rufer und Gabriele De Mario im Zentrum. Dass die Platte auf dem New Yorker Label Exploding in Sound erscheint, macht mehr als Sinn – wer denkt beim eröffnenden Titelstück etwa nicht an Formationen wie Wilco?
Das Americana und die Sehnsucht der Freiheit sind allerdings nicht die alleinigen Tonangeber auf der Platte, in den acht Liedern steckt eine Vielzahl an Einflüssen und Überlegungen. Schrammelig und herrlich schräg etwa «Rogue Wave», «Prolog» hingegen zieht an der psychedelischen Zigarre und lässt die Klangschwaden wie bei The Flaming Lips durch den Raum ziehen. Wer sich lieber mit Rückkopplungen umgibt, der/die spürt die Wonne bei «Static Bend». Disco Doom als Sonic Youth mit Fokus auf den Songs, wunderbar.
In etwas mehr als einer halben Stunde legt die Gruppe mit dieser Scheibe eine klangliche Reise vor, die an vielen Stationen Halt macht und sich das Beste der dortigen Umgebung einverleibt. «Hold the Line» klappert über die staubigen Strassen, «Pic Nic» geniesst die Sonne mit zerzausten Haaren. Disco Doom sind wieder da und lassen uns alle in der Rock-Wonne zergehen. Das geht sogar so weit, dass man kurz denkt, Louis Jucker schaut bei «Clic Clac» auf dem Berg vorbei.