Band: Diorama
Album: even the DEVIL doesn’t care
Label/Vertrieb: Accession / Contribe
Veröffentlichung: 25. Januar 2013
Website: diorama-music.com
Geschrieben von: Dennis Bäsecke
Torben Wendt hat es wieder getan! Seit Jahren ist Diorama ein Garant für geschmackvolle Abgründigkeit und den gekonnten Balance-Akte zwischen Eingängiger Musik und dem eigenem künstlerischen Dickkopf. Da liegt sie nun also vor mir, die neue Scheibe. Die Erwartungen werden durch das hervorragende Art-Work der Landsberger Künstlerin Katharina Schellenberger noch gesteigert!
Geheimnisvolles Knistern und Dröhnen. Eine synthetische kleine Sekunde, dann ein Beat, Pads und Torben Wendts unverkennbar klagende Stimme setzt ein. „maison du tigre“ eröffnet den dunklen Reigen. Auf „even the devil doesn’t care“ wird die Gleichgültigkeit thematisiert. Diorama begegnen dieser aber alles andere als gleichgültig: Jeder Song ist ein Aufschrei. Treibende Beats, düstere Räume und die für Diorama typischen, packenden Gesangsmelodien. Dabei findet die Band immer wieder neue Tonfälle; kreischende Noise-Breaks in „hope“, weiträumige und doch freche Synthies in der Anti-Small-Talk-Hymne „Hellogoodbye“ oder Taktwechsel und -verschiebungen in „my favourite song“ lassen das Album immer spannend bleiben. Das Songwriting ebenso, wie die Produktion selbst bleibt stets leichtfüssig, virtuos und frisch.
Niemand versteht es Agonie und ehrlichen Weltschmerz fern jeden Klischees so sympathisch zu servieren wie Diorama. Wie jemand, der Dir mit einem Lächeln sagt, dass Dein neues Smartphone ein Kinderleben gekostet hat. „scale“ trieft besonders von bittersüsser Ironie und Wut, die der Gleichgültigkeit ins Gesicht geschleudert wird.
„summit“ ist ein gigantischer Track. In den kleinen Überleitungsteilen und Fills der Ballade unternimmt die Band stilistische Kurzexkursionen. Einmal geht es in Richtung Prog-Rock, eine Querflöte kommt zum Einsatz, kreative Synthetik jenseits jeglicher Presets und ein virtuoser Klavier-Part vor dem Chorus, welcher sich dann als elektronisch durchsetzter Rock präsentiert: Ein Feuerwerk der Kreativität!
Ein weiterer kompositorischer Blickfang folgt auf Deutsch: Verkörpert der erste Teil den unaufhaltsamen Marsch einer Welt in „weiss und anthrazit“, so ist im zweiten dann der Ausstieg ganz plastisch vertont; in Stille und einer Polyphonie der Resignation.
„even the devil doesn’t care“ erscheint noch offener als seine Vorgänger. Vor allem ist es Gitarren-affiner; Das verleiht Songs wie „my favourite song“ grossen Drive und bittere Schärfe. Dieser Track ist, wie viele seiner Nachbarn von interessanten Zusammenklängen gespickt. Das „Hauptriff“ startet mit konkreten Pizzicato-Sounds. Dann folgen Trance-artige Passagen, eine Orgel , die erwähnte Rock-Gitarre und dann mal zwei Töne mit einem Marimba-Sound… Mit den rhythmischen Finessen und den klugen Texten entsteht ein wuchtiges Gebräu, das man als episch bezeichnen kann – und zwar ohne jeden gekünstelten Pathos!
Tracklist:
1. maison du tigre
2. hope
3. the scale
4. my favourite song
5. the expatriate
6. summit
7. weiss und anthrazit
8. when we meet again in hell
9. the long way home from the party
10. hellogoodbye
11. my justice for all
12. over
Bandmitglieder:
Torben Wendt – Gesang, Percussions, Keyobard
Felix Marc – Keyboard, Gesang
Sash Fiddler – Gitarre
Marquess – Schlagzeug
Gründung:
1996