Band: Die Türen
Album: Exoterik
Genre: Post-Punk / Psychedelic / Kraut
Label: Staatsakt
VÖ: 21. Januar 2019
Webseite: dietueren.de
Wenn die Pforten einmal geöffnet sind, dann dringt auch alles herein. Doch einer erfahrenen Gruppe wie den Türen ist so etwas bewusst, die können auch mit Massen und unendliche Eindrücken umgehen. Angst vor den Problemen haben sie sowieso nicht, viel eher sehen sich die Mannen als letzte Bastion der Vernunft im experimentellen Gebiet des deutschen Rocks. Wobei vernünftig „Exoterik“ mit seiner Laufzeit von fast zwei Stunden ja weniger daherkommt, eher leicht verschoben, krautig benebelt und ohne Scham. Da darf ein Wort wie „Selbstverständlichkeit“ für reduzierte Synthesizer-Sätze stehen, der „Welthundetag“ gleich das Fest eröffnen.
„Exoterik“ ist aber in jeder Minute eine Parole für die simplen Dinge des Lebens, welche unter falschen Gesichtspunkten plötzlich zum Ursprung von Hass und Missgunst werden. Bei „Miete, Strom, Gas“ zeigen sich Die Türen als Kämpfer der Arbeiter, „Fiesta Antifa“ schürt das Feuer auf der Strasse. Ja, die aktuelle politische Lage macht es weder Deutschland noch seinen Bürgern einfach – „keine Zeit, keine Liebe, kein Glück“ wird bei „Ich bin eine Krise“ als Mantra wiederholt, und bringt alles mit leichten Rhythmen und einem lockeren Klavier auf den Punkt. An uns allen liegt es, gemeinsam wieder hier rauszukommen.
Zu viele Worte verlieren Die Türen ab der Hälfte von „Exoterik“ nicht mehr, viel lieber lassen sie ihre instrumentalen Welten des Krautrock sprechen. Ob dreiteilig beim Titelsong oder dann zu Kraftwerk schielend bei „Regionalexpress“, hier geht es um die psychedelische Wirkung, das Treiben, das Verweilen im guten Aspekt. Immer will der Post-Punk seine Band zurück, immer driften die Tracks ab. Das ist ein grosses Vergnügen und endet im wilden und verschobenen Longtrack „Irgendwo hingelegt“, der schon fast jazzig die Verwirrung des Jetzt abbildet. Ein gewaltiges Album, voller Aussage und Forschung.
Tracklist:
1. Welthundetag
2. Miete, Strom, Gas
3. Fiesta Antifa
4. Abgehauen
5. Lieber Gott
6. Ich bin eine Krise
7. Information
8. Selbstverständlichkeit
9. Rave Regime
10. BBI
11. Exoterik I
12. Exoterik II
13. Exoterik III
14. Regionalexpress
15. Gasthof zur Eisenbahn
16. Keine Angst
17. Oma
18. Lake Angela
19. Irgendwo hingelegt
Bandmitglieder:
Maurice Summen – Gesang und Gitarre
Andreas Spechtl – Gitarre und Keyboard
Gunther Osburg – Gitarre und Keyboard
Michael Mühlhaus – Keyboard
Ramin Bijan – Bass
Chris Imler – Schlagzeug
Gründung:
2002
Text: Michael Bohli