Ventil Verlag / ISBN: 978-3-95575-187-6
Hrsg.: Diana Ringelsiep / Ronja Schwikoswski
Text: Torsten Sarfert
Mit dieser Nachfrage hat wohl kaum jemand gerechnet: Innerhalb kürzester Zeit war die erste Auflage von „Punk As F*uck – Die Szene aus FLINTA* Perspektive“ noch vor der Auslieferung an den Handel ausverkauft. Die Lesungen sind brechend voll und die zweite Auflage ist bereits im Druck. Der rührige Mainzer Ventil Verlag beweist damit erneut ein starkes Händchen für relevante soziokulturelle Themen.
Herausgegeben von der Kulturjournalistin Diana Ringelsiep und Plastic-Bomb-Fanzine Chefredakteurin Ronja Schwikoswski finden sich in dem knapp 450 Seiten starken Wälzer 50 Berichte von Autor:innen aus der Punk-Szene, die nicht die allseits bekannten Geschichten wiederkäuen, sondern die FLINTA*-Perspektive bedienen.
Dies sollte nicht nur aus Cis-Mann-Perspektive zum Nachdenken anregen, denn es ist von aller Art unschönen Übergriffen die Rede (vom Mansplaining bis zu psychischer und physisch sexueller und sexistischer Gewalt) und der doch nicht ganz so inklusiven Struktur der Punk-Szene. Warum sollte dies auch anders sein, mögen sich jetzt manche fragen. Die Antwort ist einfach: weil eben die Punk-Szene sich schon immer als Auffangbecken aller Outcasts verstand. Da ist es umso schockierender genau den Strukturen ausgesetzt zu sein, wegen denen man explizit die Flucht in ebendiese Szene suchte.
Mit diesem Buch wurde das einzig Richtige gemacht, was in einer von Missständen versetzten Situation gemacht werden kann: Laut werden und den Stein ins Rollen bringen. Jeder einzelne Beitrag ist ein Aufschrei und führt durch die geballte Menge die gern als Ausrede benutzte Theorie der Einzelschicksale ad absurdum und macht das Thema unausweichlich. Das glühend heisse Eisen wird nicht angefasst, um sich oder andere zu verbrennen, sondern um den Dialog anzustossen und bisher totgeschwiegene Strukturen zu benennen und im besten Fall gemeinsam aufzulösen.
Die durchweg spannenden Berichte der normalen Punk-Begeisterten über die Bandmanagerin und Bookerin, Soziologin bis hin zur punk-affinen Bundestagsabgeordneten lassen jedenfalls bei allem Frust über gewisse Dynamiken niemals die Liebe zum Punk vermissen und sind im Gegenteil durchzogen von der Hoffnung auf Dialog und Annäherung. Mehr kann mensch kaum von einem Buch erwarten. Empower yourself!