Irascible Records / VÖ: 18. März 2022 / Indie Rock, Folk
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Text: Michael Bohli
Wenn das Unbekannte von solcher Schönheit ist, wie die Musik von Delia Meshlir, dann darf der Ruf danach nie ungehört verklingen. Mit jedem Takt verliebt man sich stärker in die Lieder auf «Calling The Unknown», mit jedem der neun Songs wird das Talent der Künstlerin offensichtlicher. Gleich mit dem Opener «A River» wird man vom einfühlsamen Indie Folk weggespült, wie bei Julia Holter erweitert sich das Lied stetig, mit Flöte, raumfüllenden Akkorden und einem feinmaschigen Schlagzeug- und Bassspiel. Wärme, Verbindung, Verständnis – diese Worte haben auf dieser Platte eine zentrale Bedeutung.
Alles wirkt organisch, detailreich ausgearbeitet und geschickt platziert. Ob das direkte Spiel mit dem Rock («The Better Half»), die mysteriöse Seite mit «Dirty Colors» oder die Sehnsucht nach einer gemeinsamen Zukunft voller Bestätigung («The Future Holds My Hand») – Delia Meshlir berichtet und offenbart, ihre Band begleitet und vollendet. Das Quintett spielt die Musik stets als Miteinander, es gibt kein Ringen um das Rampenlicht oder Leitfiguren, die Leerstellen werden gepflegt, das Volumen fassbar gehalten.
Wer Lieder wie «Cry Me Something» vorlegen kann, der muss gross werden. Nach der EP ist das Album «Calling The Unknown» eine Verbindung der musikalischen Vergangenheit von Delia Meshlir und spontanen Neukompositionen im Studio. Ein selbstbewusstes Album voller Schönheit und Widerstand gegen die unterdrückenden Systeme in der Gesellschaft, eine Bestärkung im eigenen Dasein. Immer mit der nötigen Hoffnung, immer mit Zuversicht.