Band: Dedekind Cut
Album: Tahoe
Genre: Ambient / Electronica
Label: Kranky
VÖ: 23. Februar 2018
Webseite: Dedekind Cut auf FB
Der amerikanische Soundtüftler Fred Welton Warmsley III war als Dedekind Cut schon immer dafür bekannt, dass er seine Musik nie gleichförmig behandelte. Viel eher suchte der Künstler immer wieder neue Formen und Evolutionsstufen, landete mit seinem anfänglich kühlen und industriellen Weltbild immer mehr im organischen Ambient. Mit dem zweiten vollwertigen Album „Tahoe“ gibt es vor allem dies: Lange dahinfliessende Flächen, angenehme Verzerrungen und Akkorde, die erst in der Ewigkeit enden. Mit gleich zehn Minuten ist „Crossing Guard“ das beste Beispiel für diese Entspannung.
Allerdings hat Dedekind Cut nicht nur die Füsse hochgelagert, sondern Synthie-Geschichten mit Field Recordings und Drones zu einer ureigenen Welt kombinieret. Ob das exotisch anmutende „MMXIX“ aus der Zukunft stammt, kann niemand genau sagen, es zeugt auf jedem Fall von grosser Weitsicht und Toleranz. Wie auch das wunderschöne und emotionale Titelstück, in das man für immer eintauchen und die Zeit vergessen möchte. Allgemein ist die vierte Dimension ein wichtiger Faktor auf „Tahoe“, ob man sie nun vergisst oder als Leitfaden benutzt.
„De-Civilization“ und „Spiral“ wirken gegenübergestellt nämlich wie aus verschiedenen Epochen geborgen, als ob Dedekind Cut der Verwalter eines temporalen Archivs wäre. So ist dieses Album nie bestimmt zu verorten und passt sich scheinbar der Umgebung an, hat aber immerzu eine eigene Wirkung auf den Hörer. Und bevor man mit „Hollow Earth“ in die lärmenden Gesteinsschichten herabsteigt, ist es ganz nützlich, wenn man konzentriert Energie gesammelt hat. Denn so vernimmt man auch in den grössten Schatten auf diesem Werk die funkelnde Schönheit der elektronischen Musik.
Tracklist:
1. Equity
2. The Crossing Guard
3. Tahoe
4. MMXIX
5. De-Civilization
6. Spiral
7. Hollow Earth
8. Virtues
Bandmitglieder:
Fred Welton Warmsley III – Instrumente und Produktion
Gründung:
2010
Text: Michael Bohli