Bureau B / VÖ: 15. Januar 2021 / Electronica
connyfrischauf.eu
Text: Michael Bohli
Die Popmusik folgt gewissen Spielregeln und Formeln, Conny Frischauf wählte für ihr neues Album „Die Drift“ deswegen keinesfalls den einfachen und naheliegenden Weg. Viel lieber analysierte sie die Methodik hinter eingängigen Songs, hat deren Zahnräder auseinandergebaut und versetzt wieder zusammengefügt. Verlangsamt, luftiger, experimenteller. Melodien und Rhythmen, die sich zu Reimen verformen, einzelne Ideen in längerer Wiederholung – „Parapiri“ zeugt von den Kraut-Wurzeln, die in den Songs hier gelten.
Ein leichter Anflug von Psychedelica weht immer wieder durch „Die Drift“, sei es wegen der Phasierung oder den Klängen, die ab und an gerne krumm abbiegen. Oft passiert eine solche Veränderung in den Liedern unerwartet, Conny Frischauf nimmt nie die offensichtlichen Pfade. Allgemein fliesst alles stets umher, verschiebt sich und findet neue Ufer. „Fenster zur Straße“ hantiert mit verträumter Romantik, „Auf Wiedersehn“ ist das keck umhergehende Interrogativ, Perkussion und ein weites Spielfeld findet man in „Eingaben und Ausnahmen“.
Trompete, Bass, Gitarre und Synthesizer wechseln sich ab, übernehmen Schichten und bewegen sich auch mal durch ein Tor wie „Roulette“, hinter dem Conny Frischauf Synthie Pop mit viel Achtzigereinfluss hervorzaubert. Und mit dem zehn Minuten lang dahinschleichende „Freundschaft“ wird „Die Drift“ sanft und mit viel Nähe abgeschlossen – jegliche Antipathie verpufft im Nichts. Viel Spass beim Davonschweben.