Hummus Records / VÖ: 23. März 2018 / Hardcore, Noise Rock
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Text: Michael Bohli
Dass gewisse Leute kompromisslos ihrem Wunsch nachgehen, Musik zu machen, das sollte allen bekannt sein. Selten aber sieht man dieses Engagement mit solcher Intensität wie bei den Künstlern Louis Jucker und Jona Nido. Die beiden sind nicht nur in diversen Formationen und bei Labelarbeiten tätig, sie haben 2011 auch gleich mit Coilguns den lärmigen Noise-Lo-Fi-Hardcore neu definiert. Nach einer Pause gibt es nun endlich nicht nur neue Konzerte, sondern mit „Millennials“ ein Album, das dem Sinn und Geiste der beteiligten Musikern in nichts nachsteht. Hier wird brutal und ohne Verlustangst gespielt.
Aufgenommen haben Coilguns ihr zweites vollwertiges Album in einem eher verlassenen Gebiet in Deutschland selber – und die rohe Gewalt der Lieder gleich so belassen. Jedes Stück ist ein Urknall an Chaos, Lärm und aggressiven Gitarrenriffs. Immer wieder werden die aufgebauten Strukturen vom Schlagzeug zerschmettert, Jucker schreit seine Texte irgendwo zwischen Rückkopplungen und Synthiemassaker in den Äther. Nicht nur die Produktion ist ungehobelt und rau, auch die Kompositionen sind es. „Millennials“ ist ein Album, das einem nie Sicherheit und Halt bietet – viel eher muss es bezwungen und zu Boden geringt werden.
Das kann einem bei Liedern wie „Music Circus Clown Care“ fast in den Wahnsinn treiben, oder wie beim Titellied das eigene Verständnis von Hardcore komplett auf den Kopf stellen. Absolut fesselnd sind Coilguns aber immer. Man spürt die Energie in diesen Aufnahmen extrem, fast wird einem mit „Self Employment Scheme“ und dessen Freunden der Hals mit rostigen Saiten abgetrennt. Kompromissloser geht wohl momentan keine Band in der Schweiz zu Werke – und keiner steht die zerrissene Zwangsjacke dabei so gut wie diesem Quartett.