Yep Roc Records / VÖ: 25. Oktober 2024 / Cumbiamericana
Chuck Prophet & ¿Qiensave?
Text: Torsten Sarfert
„Wake The Dead“ heisst das neue Album von Paisley-Underground-Rocker Chuck Prophet & ¿Qiensave? und ist sprichwörtlich zu verstehen. Die Entstehungsgeschichte beginnt schockierend im Jahr 2022 mit der Lymphdrüsenkrebsdiagnose Prophets. Am Boden zerstört und zu dieser Zeit der Möglichkeit beraubt live zu spielen, stolpert er über eine Cumbia-Radioshow – und ist fasziniert von dieser Musik und ihrer positiven Energie. Er trifft eine Cumbia-Band namens ¿Qiensave? in Salinas, California, beginnt mit ihnen zu jammen und letztlich live zu spielen. Die Publikumsreaktionen sind euphorisch, man geht konsequenterweise gemeinsam ins Studio und nimmt live das Album „Wake The Dead“ auf. Darauf verewigt: eine magische Mischung aus Rock’n’Roll, Punk, Surf und der Cumbia der kolumbianischen Karibikküste, die offensichtlich vermeintlich dem Tod geweihte aufwecken kann. Chuck Prophet zumindest ist mittlerweile dank bester ärztlicher Behandlung und der magischen Cumbia wieder vollständig genesen.
Musikalisch in Szene gesetzt, wurde das Album mit traditionellen Instrumenten wie Güira, Timbale, Conga, Akkordeon u.v.m., aber auch dem klassischen Americana-Panakustikum. Dabei vermeiden der Kalifornier und seine Kollegen zu jeder Zeit kitschige Klänge. Viel mehr transformieren sie den persönlichen Blues Prophets in die federnden südamerikanischen Rhythmen, mit denen schon Bands aus der amerikanisch-mexikanischen Grenzregion wie Calexico und XiXa atemberaubende Klanglandschaften schufen. Bei Chuck Prophet & ¿Qiensave? klingt das alles noch ein bisschen erdiger und nach staubiger Strasse, ist textlich aber immer noch lupenreiner Singer/Songwriter-Stoff.
Von den Alben der bald 35-jährigen Solo-Karriere Prophets unterscheidet sich „Wake The Dead“ deutlich. Lediglich zwei von insgesamt elf Songs sind klassischer Chuck Prophet Stoff, diese fügen sich aber nahtlos in das rundum positive Album ein. Und wenn der Genesene am Ende „It’s A Good Day To Be Alive“ proklamiert, fühlt man sich selbst wie nach einer Frischzellenkur. Ein Album wie pure Medizin. Dazu noch gänzlich ohne Risiken und Nebenwirkungen.
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