Hyperdub Records / VÖ: 6. Dezember 2019 / Dubstep, Electronica
hyperdub.net
Text: Michael Bohli
Mit den beiden Alben „Burial“ und „Untrue“ veränderte der Musiker William Emmanuel Bevan die Szene des Londoner Untergrunds für immer, vollbrachte er das Kunststück, den Dubstep von den zaghaften Wurzeln in den Neunzigern zu einem grossen Publikum der Nullerjahre zu transportieren. Der Name Burial war in aller Munde, doch leider folgte seit 2007 kein neues Album mehr, nur noch vereinzelte EPs. Zum 15. Geburtstag des Labels Hyperdub nun der Kompromiss, eine neun Jahre überspannende Zusammenstellung von Tracks, 2.5 Stunden vorzügliches Material für dunkle Stunden.
„Tunes 2011 to 2019“ ist ein massives Vermächtnis, eine Rückschau mit Gewicht und Grösse. Mit den 17 Tracks lässt sich nicht nur die künstlerische Entwicklung von Burial nachverfolgen, sondern den Stil komplett neu entdecken. Egal wie gut man mit dem Engländer vertraut ist, immer wieder bietet die Kompilation Überraschungen: Das epische „Come Down To Us“ biegt in den emotionalen Pop ab, „Street Halo“ ist ein minimalistisches Manifest an Rhythmus und Bass. Stetig präsent die weiblichen Stimmen, die Samples und das typische Drumming – trocken, auf wenige Töne beschränkt, effizient.
Die Musik von Burial fühlt sich wie eine regnerische und kühle Nacht an, das herumstreifen in schwarzen Kleidungen, durch düstere Strassen und inmitten von alten Bauruinen. Es sind die Klänge der Sehnsucht und der Leere einer Grossstadt, das Aufblitzen der Seele inmitten von kahlen Umgebungen. „Tunes 2011 to 2019“ bietet Licht und Bedrohlichkeit zugleich, kurze Glitches und warmes Knistern und sollte in keiner Electronica-Dub-Sammlung fehlen.