Yotanka / VÖ: 6. Oktober 2017 / Indie Rock
brns.be
Text: Michael Bohli
Wer sich schon einmal von der belgischen Indie-Rock-Band BRNS die Gedanken und den Kopf an einem Konzert hat verdrehen lassen, der weiss: Bei ihren Songs lauert hinter der scheinbaren Pop-Fassade eine komplexe Maschinerie. Zwar hält das Trio die Fahne der hübschen und leichten Musik weit nach oben, wirft aber mit jedem Takt weitere Rhythmuswechsel, merkwürdige Tonlagen und seltsam eingesetzte Instrumente in das Geschehen. So entpuppt sich auch das zweite vollwertige Studioalbum mit dem Namen „Sugar High“ als vielfältig und nicht linear.
Beste Beispiele für diese Vorgehensweise sind Lieder wie „Sarah“ oder „Sunday Afternoon“, die eigentlich liebliche Harmonien, Gesangsformen und tolle Keyboards anbieten – aber immer etwas neben der Spur wirken und die Struktur niemals im reinen Strophe-Refrain-Format halten. Was bei den einen als typische Studentenmusik gilt, das wird bei BRNS zu einer vergnüglichen Entdeckungsreise. Die Entfaltung zum Hit geschieht manchmal langsam („Ishtar“) oder benötigt nur wenige Töne wie bei „The Rumor“ – am Ende ist das Ergebnis aber immer anders als zuerst vermutet. Und wenn der wirkungsvolle Psychedelic-Track „So Close“ das Album schliesst, dann fliegt man definitiv davon.
BRNS nehmen ihre Musik nicht bitterernst, das merkt man nicht nur an den gewählten Tonhöhen, sondern auch am Gesang. So klingt es bei „The Missing“ etwa fast frech nasal, dann wieder scheinen sich die Stimmen gegenseitig den Platz streitig zu machen. Aber genau diese humorvolle und unverkrampfte Art, mit dem kunstvollen Indie umzugehen, macht das Album locker. Leider hält das Hochgefühl wie nach übermässigem Zuckerkonsum nicht für ewig an – während „Sugar High“ rotiert ist die Scheibe aber wunderbar anders.