Yep Roc Records / VÖ: 17. Mai 2024 / Lo-Fi Folk-Rock
blitzentrapper.net
Text: Torsten Sarfert
Blitzen Trapper erforschen auf ihrem neuen Album «100’s of 1000’s, Millions of Billions» das Unendliche und das Unbekannte. Fasziniert und inspiriert von buddhistischen Texten und Meditation, behandelt das neue Werk Themen wie Wiedergeburt, Transzendenz und den Kreislauf des Lebens. Eric Earley, Sänger und Songwriter der Band, fand eine Kiste mit alten Vierspurbändern aus seiner Jugend, und auf diesen wiederum die Inspiration für das vorliegende Album. Die Kassetten mit Songs, die er im Alter von 19 oder 20 Jahren aufgenommen hatte, brachten Earley dazu, Musik wieder so zu schreiben, wie er es früher tat.
Musikalisch verbindet das Album folkige Lo-Fi Intimität und trippige, psychedelische Klänge zu einer hypnotischen Mischung aus analogen und elektronischen Elementen und Instrumenten. So wie man es am ehesten von Bands wie Wilco kennt, oder den ebenfalls aus Portland stammenden The Decemberists und deren Definitionen von Americana im weitesten Sinne.
Streng genommen ist «100’s of 1000’s, Millions of Billions» eigentlich ein Eric Earley Solo-Album. Immerhin hat er jeden der 12 Songs alleine geschrieben, Teile des Artworks beigesteuert , singt, spielt Gitarre(n) und ist letztlich auch der Einzige, der auf der Plattenhülle Dankesworte – u.a. an seinen Therapeuten Jake – adressiert. Wie viel der Therapeut schlussendlich zu diesem zauberhaft introspektiven Werk beigetragen hat, darüber lässt sich nur spekulieren. Fakt ist, dass «100’s of 1000’s, Millions of Billions» eine tiefgründige, kontemplative Schönheit erzeugt, die ihresgleichen sucht.
Wahrscheinlich trug Earleys oben erwähnte Herangehensweise des Musikmachens elementar dazu bei: «Ich arbeitete ohne jegliche Gedanken an die Musikindustrie, ohne jegliche Erwartung an Veröffentlichung oder Tournee, also nahm ich einfach alles auf, was mir in den Sinn kam und ging weiter. Es hatte eine rohe, zeitkapselartige Qualität, und es erinnerte mich daran, warum ich mich überhaupt in die Musik verliebt habe», so Earley.
Wem also die rhetorische Figur «100’s of 1000’s, Millions of Billions» aus den buddhistischen Mahayana-Sutras gerade noch etwas too much ist, kann sich deren mit Eric Earley und Blitzen Trapper schon mal sanft meditativ und niederschwellig in nur knapp 40 Minuten annähern. Es lohnt sich in jedem Fall. Vor allem in diesen Zeiten, die nur wenig Raum für ausreichend innere Einkehr und Ruhe zulassen.