Sacred Bones / VÖ: 3. März 2017 / Electro, Noise
blanckmass.com
Text: Michael Bohli
Wer nach dem zweiten und sehr heftig tobenden Album „Dumb Flesh“ gehofft hatte, DJ Benjamin John Power kehre mit seinem neusten Werk wieder stärker zu den Ambient-Wurzeln zurück, der wird hier wundervoll vor den Kopf gestossen. Denn auch „World Eater“, die dritte Scheibe unter dem Namen Blanck Mass, ist vor allem laut und gnadenlos – hier gibt es keine sanfte Klangwolken aus Synthie-Flächen, hier gibt es Glasscherben in die Augen und glühendes Metall in die Gehörgänge. Weiter entfernt vom Auftritt an der olympischen Zeremonie in London 2012 mit „Sundowner“ war der Künstler wohl nie.
Aber das ist auch gut so, denn wenn Blanck Mass mit Tracks wie dem kolossalen Neunminüter „Rhesus Negative“ aus dem Schatten springt, kann man nur jubeln. So wild und hart war Techno selten – und trotzdem machen diese Momente extrem Spass. Trockene Industrial-Beats treffen auf heftigst verzerrte und übersteuerte Frequenzen, Liebhaber von IDM werden hellhörig. Wenn sich dann noch hymnische Melodien und geschriene Zeilen dazu gesellen, ist das elektronische Musikglück perfekt. All dies kostet zwar Energie und Ausdauer, belohnt aber umso stärker.
Dank einer guten Hand für einen reizvollen Spannungsbogen leitet uns Blanck Mass mit Geschick durch die sieben Stücke auf „World Eater“. Und bei Kompositionen wie „Please“ dürfen sogar die einzelnen Spuren sanft umhergleiten – man landet doch wieder etwas beim Ambient. Hier bedeutet dies aber nicht Tiefenentspannung, sondern emotionales Aufatmen und Neuorientieren. Denn alsbald ist man wieder bei den brüllenden Ausbrüchen wie in „The Rat“ und explodiert schier vor klanglicher Wucht. Besser gibt es lärmigen Techno wohl nirgends sonst.