Sony Music / VÖ: 15. Januar 2021 / Alternative Rock, Pop
blackoutproblems.com
Text: Michael Bohli
Subtil und mit eleganter Zurückhaltung gehen Blackout Problems nicht mit Themen, Worten und Musik um. So kann man die Eröffnung „Murderer“ nicht als Nebensache abhandeln, sondern räumt dem Lied gleich eine zentrale Stelle ein. Der minimalistisch technoid pulsierende Track schmückt sich mit anti-staatlichen Hymnen, die man leider vermehrt wieder zu hören kriegt. Die Gruppe aus Deutschland will allerdings niemanden aufwiegeln, sondern hält den rechten Verunglimpfungen den Spiegel vor. Die Gitarren dringen ins Lied ein, die Stimme wird sanfter – ich widerspreche. Pathos, Emotion, „R E S P E C T And L O V E For Everybody“.
Nach dieser Wende ist man gefesselt, Blackout Problems nutzen den Umstand und lassen ihr Album „Dark“ immer wieder neue Richtungen einschlagen. „Brother“ ist die alternative Emo-Hymne über Beziehungen und Nähe, das darauffolgende „Germany, Germany“ nimmt sich die aktuelle Lage des Landes zur Brust und macht das einzig richtige: Es lässt der Wut gegenüber dem Fremdenhass freie Raum. Riffs, energischer Refrain – diese Musiker haben ihre Zutaten und Mittel perfektioniert. Pop und Rock mit moderner Atmosphäre, grosse Hymnen für mehr Nähe, Liebe und Gerechtigkeit.
„Darling“ lässt minutenlang die Instrumente aufspielen, „Dark“ seziert extrem eingängig das menschliche Verhalten, „Fireman“ ist die Reminiszenz mit Beats und klarer Produktion, „Drive By“ zieht Blackmail in den Dance-Sturm. Mit ihrem dritten Album hantieren Blackout Problems in diversen Genres und treffen das Herz. Lieder mit nötigen Aussagen, serviert mit grosser Geste und lustvoller Simplizität. Vor diesen Melodien und Textzeilen kann sich niemand verstecken, man wird trotz gewisser Vorhersehbarkeit gerührt und weiss: Der Kampf darf nicht aufgegeben werden, man ist nicht allein. Sing deinen Schmerz heraus.