-OUS / VÖ: 7. Februar 2020 / Electronica
bit-tuner.net
Text: Michael Bohli
Die herrschende Diskrepanz ist immer wieder erstaunlich, jedoch kann kein Mensch sich konstant austoben. Dass Marcel Gschwend neben der Bühne also nicht wild umherhüpft und auf Krawall macht, das weiss jeder, der einmal in seine Alben reingehört hat. Veröffentlicht unter dem Namen Bit-Tuner, schwebend zwischen Electronica, Experiment und Ambient. Auch „Exo“, das siebte Werk, zieht in diese Richtung, als opulent produzierte Beobachtung exotischer Welten. Als Mensch kann man sich darin verlieren, oder Hinweise auf unsere schwierige Situation finden.
Mit der Single „Passage / Irisia“ wurde Ende letzten Jahres vorneweggenommen, dass sich Bit-Tuner zwischen Soundtrack und fremdartigen Gewächsen platzieren wird. „Exo“ ist als Album ein organisches Wesen, das zugleich Umwelt, Figur und Gegenstand sein kann. Einzelne Flächen und Samples füllen die Leerstellen, welche die Melodien immer wieder hinterlassen. „Slacken“ dient als Hinreise und Türöffner, als Aufforderungen, die eigenen Abwehrmechanismen auszuschalten. Denn nur wer sich selber entblösst, der findet in den acht Tracks die Erlösung.
Beats und Geschwindigkeit benötigt Bit-Tuner praktisch nicht, viel mehr gleitet man durch die Sounds und betrachtet die anwachsenden Strukturen. Ob fremdartige Laute oder vorbeihuschende Töne, Fokus wird beim Genuss dieser Platte verlangt – und dann erreicht man die zweite Ebene mit dem Film von Joerg Hurschler, der alle 40 Minuten in Bilder umgewandelt hat. Ein Gesamtwerk, das mit wunderbaren Klängen Fragen stellt und eigene Toleranzen testet.