Invada Records / VÖ: 16. Mai 2025 / Pop, Post-Punk
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Text: Michael Messerli
Man musste im Sommer 2023 befürchten, dass Tor Maries als Solokünstlerin von der Bildfläche verschwinden wird. Schwierig war es schon immer – trotz Unterstützung von diversen Musiker:innen. Aber mit den Beschimpfungen, die ihr in den sozialen Medien nach ihrem Glastonbury-Auftritt entgegenschlugen, schien das Fass übergelaufen zu sein. Heute, fast zwei Jahre später, gibt es zwei tolle Nachrichten: Sie macht nun doch unter dem Namen Billy Nomates weiter und ihr neues Album «Metalhorse» ist grossartig. Allenfalls sogar noch besser als der hochgelobte Vorgänger «Cacti», an das es ohne grosse Überraschungen anknüpft.
Auslöser für die üblen Verunglimpfungen war der Umstand, dass Billy Nomates jeweils ohne Band auftrat. Es war Tor Maries alleine, mit all ihrem Talent, ihrer Stimme und ihren Tanzbewegungen. Die Multiinstrumentalistin aus Bristol spielte die Musik auf der Bühne ab, die sie selber aufgenommen hatte. Das schien vielen Personen Grund genug, sie als «Karaoke-Act» zu beleidigen. Sie zog die Konsequenzen: Man nahm das Material vom Netz und Tor Maries legte Billy Nomates auf Eis.
Zurück kommt sie nun mit Bandunterstützung: Mandy Clarke am Bass sowie Liam Chapman am Schlagzeug. Ob das eine direkte Reaktion auf die Kritik ist, spielt letztlich keine Rolle. «Metalhorse» ist ein vor Ideen strotzendes Konzeptalbum, welches das Leben als verfallender Jahrmarkt zum Thema hat. Das unberechenbare Chaos, in dem kaum alles funktioniert und in dem man weitermacht, weil es schliesslich ein unfassbar glücklicher Zufall ist, dass man überhaupt hier auf diesem Planeten existiert. Und dass dieses Album existiert, ist ebenfalls erstaunlich. Denn da ist noch mehr.
Der Vater von Tor Maries starb. Zudem stellte man bei ihr Multiple Sklerose fest. Das Leben als Test. Und so heisst das Hauptstück auch «The Test» und ist vielleicht ihr bislang bestes Lied. «Metalhorse» ist kein schweres Album und es bleibt auch Zeit, sich zu verlieben – wenn auch nur für etwas mehr als drei Minuten («Plans»). Sogar die leisen Töne blühen dazwischen auf («Strange Gift»). Keine gekünstelten Anflüge von Zweckoptimismus, sondern einfach der von «Cacti» bereits bekannte Genremix aus Indie, Pop, Blues, Folk und Post-Punk. Deshalb einzigartig und somit herausragend.
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