Autor: Dirk Bernemann
Titel: Und wir SCHEITERN immer schöner
Verlag: Ubooks
Geschrieben von: Cyril Schicker
Mit seinem zweiten Kunststück (“Und wir SCHEITERN immer schöner”) hat der sympathische Jungautor Dirk Bernemann nichts vom Erstlings-Elan eingebüsst. Wiederum als Taschenbuch offeriert uns der deutsche Schreiberling eine verdammt lesbare sowie unterhaltsame Ansammlung an miteinander verschachtelten Episoden und Protagonisten. Sowohl die Charaktere als auch die Geschichten selber sind vielmals bar jeder Vernunft und nicht wenige Male lässt Dirk Bernemann essenzielle Gegebenheiten einfach aus. Er schafft es aber dennoch oder wahrscheinlich genau deshalb, nie Langeweile aufkommen zu lassen. Zu flüssig ist es geschrieben, zu sehr wird man zum Schmunzeln angeregt und zu grausam sind die wortreichen Bizarrerien. Wäre Dirk Bernemann eine (Feder-)Hure, es täten wohl Männer wie Frauen bei ihm respektive ihr Schlange stehen. Oder gleich ein Abonnement kaufen. Zu Recht und darüber hinaus scheint Dirk Bernemann über einen – unhabhängig der Subjektivität – guten Musikgeschmack zu verfügen.
Der erste Wehrmutstropfen geht, der absolut positiven Rezension zum Trotz, mit den doch vielen Anglizismen einher. Diese stünden dem Buch besser ins Gesicht geschrieben, wären sie ein bisserl rarer gesät. Der zweite unnötige Wehrmutstropfen – auch da steht „Und wir SCHEITERN immer schöner“ dem Vorgänger, „Ich hab die Unschuld kotzen sehen“ in nichts nach – stellt einzig der Buchrücken dar. Anstelle Buchinhalte preiszugeben, werden (immerhin nicht mehr so rigoros wie beim ersten Mal) Presse- und/oder Kritikerstimmen niedergeschrieben. Das ist überflüssig, läppisch und gehört, zumal der Buchrücken kein Dreh- und Angelpunkt ist, ins Heim und nicht ins Gefängnis gesteckt.
Überdurchschnittlich viel Beachtung gehört den Kapiteln „Das Scherbenmädchen“, „Vier Finger Vergewaltigung“, „Valentins Tat“ und „Sentimentales Schnitzel“. Allen anderen Kapiteln gehört: viel Beachtung geschenkt. Auf dass Dirk Bernemann noch auf Jahre hinaus abstrus-geniale Ideen hat und ausserdem mit flink-geschwinden Fingern in die Tasten greift. Hoch Lebe er und seine Bücher.
Zu guter Letzt ein zum Denken anregender Auszug: „Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird mein Dasein revidiert. Als ich beginne, kommt da ein Ende. Frontal. Ein Ding, zur Auslöschung benutzt. Es ist desinfiziert. Warm wird die Todesspritze desinfiziert?“
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Format: Taschenbuch 12 x 18cm, 128 Seiten
ISBN: 978-3-86608-054-6