X-TRA Musikcafé – Zürich
Freitag, 6. Dezember 2024
Text: Torsten Sarfert
Es gibt sie noch – die musikalischen Sternstunden in einem intimen Club, bei denen schon zu Beginn die Vorahnung von etwas ganz Grossem in der Luft liegt. Und die Hühnerhaut, die mit dem ersten, überraschenden Moll-Akkord einsetzt. So geschah es am vergangenen Freitag im wunderschönen X-TRA Musikcafé, als die englische Formation William The Conqueror sich daran machte, die Seelen von (leider nur) knapp fünfzig Gästen zu erobern. Spoiler: Mission erfüllt.
Maximal reduziert auf eine klassische Powerhouse-Besetzung mit Bass (Naomi Holmes), Drums (Harry Harding), Gitarre und Gesang, demonstrierte das hervorragend eingespielte Trio um Mastermind Ruarri Joseph von Anfang bis Ende eindrücklich, worauf es bei wirklich guter Musik ankommt: Groove, Sound und Songwriting. Mit diesen Zutaten können (britischer) Americana, Folk, Indie-Rock und Grunge eine geradezu himmlische Verbindung eingehen. Ähnlich wie bei den Kings Of Leon, mit denen William The Conqueror gerne verglichen werden. Angereichert mit Josephs introspektiven und fesselnden Geschichten über Verlust, Erlösung und Selbstfindung verspürten die Zuhörenden im Musikcafé erfreulich selten den Drang, ihre Smartphones zu zücken – so intim und heilig waren die musikalischen Momente. Es wurde vielmehr andächtig gelauscht, getanzt und ein wenig der Welt entflohen.
Auch die augenzwinkernde Aufforderung des Sängers, doch bitte keine Kameras bei einem ungeprobten Publikumswunsch zu benutzen, war deswegen eigentlich überflüssig. Insgeheim wünschte man sich danach trotzdem, es gäbe irgendwo einen Mitschnitt der magischen Live-Version von „The Burden“. Oder am besten gleich des ganzen Konzerts.
Die ganz persönliche Erinnerung an die einzelnen Songs und das Im-Moment-Seins während des gesamten, einzigartigen Konzerts dürfte allen Besucher*innen, denen diese Gnade vergönnt war, allerdings deutlich mehr wert sein als ein paar Nullen und Einsen auf dem Mobiltelefon.