1. März 2017
Kaufleuten – Zürich
Bands: Tosca / Richard Dorfmeister
Es grenzt schon an stinkende Dekadenz, wenn sich schick gekleidete Leute ein Konzertticket für viel Geld kaufen, nur um dann während des gesamten Abends sich laut sprechend gegenseitig zu nerven. Aber wieso auch einfach die Musik geniessen, wenn man sich sehen und hören lassen kann? Und leider wurde Tosca an diesem Mittwochabend im Kaufleuten in Zürich auch ihr Stil zu Verhängnis. Denn was in den Neunzigern noch zu stumm schwebenden Personen geführt hatte, wirkt jetzt eher etwas schwachbrüstig. Oder fehlte einfach das THC?
Richard Dorfmeister und Rupert Huber fanden sich 1994 in Wien unter dem Namen Tosca zusammen, um ihrer Vorliebe für entspannte, elektronische Musik zu frönen. Seit mehr als 20 Jahren steht das Duo nun für eine Mischung aus technoidem Ambient, Dub und Downtempo – und mit dem achten Studioalbum „Going Going Going“ hat sich an dieser Formel auch nicht gross etwas verändert. Somit standen die Künstler mit Synthies und Laptop bewaffnet auf der Bühne des Kultursaales und liessen sich in ein Meer aus Farben und Projektionen fallen. Auch die Besucher mussten den richtigen Weg zwischen Trance und aktiver Beteiligung finden – was wie erwähnt bei einigen in heiteres Geplapper ausartete.
Aber trotzdem, bekannte Lieder wie „No Hassle“ oder neue Stücke wie „Import / Export“ vermengten sich im Auftritt zu einem entspannten Segelgang zwischen hübschen Beats und manchmal etwas billig anmutenden Keyboardspuren. Oft fühlte man sich wieder um Jahrzehnte zurückversetzt, zwischen polierten Wohnzimmern und Balkon-Rave. Doch meist wollten diese gefälligen Melodien im Verbund mit etwas zu kitschigen Visuals zu wenig mitreissen. Tosca haben Talent und einen grossen Fundus an interessanter Musik, doch das Kaufleuten war im Konzertmodus die falsche Umgebung. Diese Musik funktioniert im kleinen Rahmen weiterhin am besten, da stört der Lounge-Faktor auch niemanden.
Text: Michael Bohli