16. Oktober 2020
Bogen F – Zürich
Bands: The Beauty Of Gemina / Fiji
Michael Sele hatte sich das Jahr 2020 ziemlich anders vorgestellt und ist damit nicht alleine. Anstelle glorreicher Monate voller positiver Erlebnisse und neuen Herausforderungen gab es letzteres, eingesperrt in den eigenen Wänden, in den Tatsachen der globalen Pandemie. Noch aber ist das Jahr nicht zu Ende, eventuell können wir es noch rumreissen – so der Frontmann von The Beauty Of Gemina schmunzelnd im Bogen F. Die Band bot mit ihrem Auftritt am Freitag den ersten Schritt in eine angenehme Richtung.
Nach Solothurn und Basel in Zürich angelangt, zum ersten Mal in ihrer 14-jährigen Karriere im Kulturlokal des Viadukts, wurde nicht nur das frische Album „Skeleton Dreams“ zelebriert, sondern unser aller Träume in ihrer zärtlichen Form, in ihrem zerbrechlichen Dasein. Weder laut pochende Bässe noch wilde Gothic-Rituale gab es von The Beauty Of Gemina, das Quartett verliess sich auf ihre neuen Strömungen. Bluesige Gitarrenlicks, folkige Melodien und ein kerniges Gefühl – das Konzert begann sanft und unterstrich die Qualitäten von Songs wie „A Night Like This“ und „Maybe God Knows“.
Tief in der Vergangenheit gruben die Musiker selten, dafür waren die vereinzelten Darbietungen geliebter Stücke ein Highlight des fortgeschrittenen Abends. „Rumours“ und „Stairs“ rissen mit, das The Sisters Of Mercy Cover „Nine While Nine“ liess alte Haudegen der Szene zufrieden ihre Maske richten. Und weil Mac Vinzens gerne etwas wilder auf seinem Schlagzeug herumhaut, wurde das Tempo bei „Dark Suzanne“ angezogen. Ohne die samtene und elegante Stimmung zu verlieren, The Beauty Of Gemina zeigten sich erneut als Meister der düster-sehnsüchtigen Atmosphäre.
Anfängliche Unsicherheiten betreffend der Umgebung, der menschlichen Nähe und den Auflagen wurden durch das warme Konzert vertrieben, man legte sich mit Körper und Seele in die Schatten und genoss die Musik, welche zu lange nicht mehr von den Bühnen erschallen durfte. Was auch an Fiji lag, eröffnete das Duo den Abend nicht nur passend, sondern bewies, dass die Schweiz keinesfalls neidisch auf Damen wie Alison Goldfrapp und Róisín Murphy schauen muss, wir haben Simone de Lorenzi.
Gemeinsam mit Simon Schüttel an den Synthesizern wurde tanzbare Musik geboten, die sich vom Album „Bizarre“ her durch unseren Körper bewegten. Beats für die Glieder, Worte für das Herz – Disco und Synthie Pop mit einer funky Wirkung, auf der Bühne als Performance und mit schicken Kleidern dargeboten. Ein Abend, der viele Sinne gleichermassen zufriedenstellte.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Where Has It All Gone
2. A Night Like This
3. Bitter Sweet Good-Bye
4. Maybe God Knows
5. Friends Of Mine
6. Resurgence
7. Stairs
8. Naked
9. Dark Suzanne
10. Nine While Nine (The Sisters of Mercy Cover)
11. End
12. Rumours
13. Endless Time to see
14. Rainbow Man
15. Apologise
16. Shades of Summer
Zugab
17. Tunnel of Pain
18. River
19. One Step to Heaven
20. I Come To Grief
Text: Michael Bohli